Helden aus der 2.Klasse

6. September 2023 in 2. Liga

Walter Schachner, Ronivaldo, Christoph Stückler und Karl Daxbacher – vier Typen, die der ADMIRAL 2. Liga in den ersten 49 Jahren den Stempel aufgedrückt haben.

 

Die Bundesliga-Reform 1974 sorgte erstmals nach 15 Jahren wieder für eine eingleisige 2. Liga, die Nationalliga. Ihr erster großer Star war der junge Walter Schachner, der ab 1975 für das „Hochofenballett“ der DSV Alpine auf Torejagd ging. „Ich hab den besten Linksaußen von Österreich“, tönte der eigentlich für sein Defensiv-Konzept berühmt-berüchtigte „Karawanken-Herrera“ Gerdi Springer. Und der erst 18-jährige Walter Schachner stellte die Richtigkeit der Behauptung mit Toren Woche für Woche unter Beweis. Nach einer Serie von 13 Toren in sechs Spielen war der Betriebselektriker der Alpine Donawitz in seiner zweiten Saison sogar reif für das Nationalteam. „Der Senekowitsch hat mich nehmen müssen, so groß ist der mediale Druck geworden“, blickt der 64-malige Nationalspieler auf die Anfänge seiner Karriere zurück.

Um sich als Zweitliga-Spieler auf die WM 1978 vorzubereiten, nahm er sich mehrere Monate unbezahlten Urlaub. Eine Investition, die sich bezahlt machte. In Argentinien schoss er Österreichs erstes Tor beim 2:1-Sieg gegen Spanien und unterschrieb danach bei der Wiener Austria. Seinen drei Torjägerkronen aus der 2. Liga ließ „Schoko“ zwei in der Bundesliga folgen, ehe er 1981 für sieben Jahre in die Serie A wechselte. Als Trainer wiederholte der spätere GAK-Meistermacher sein Kunststück, als er 2001 den FC Kärnten als erst zweiten und bisher letzten Zweitligisten zum Cupsieg coachte. Die Donawitzer aber, die in diesem Sommer nach 14-jähriger Absenz als DSV Leoben in die 2. Liga zurückkehren, haben nicht nur wegen Walter Schachner einen Fixplatz in der Geschichte der 2. Liga. Mit 968 Spielen führen sie die „Ewige Tabelle“ an. Und fast genau 26 Jahre nach Schachner
stellten sie mit Matthias Dollinger auch den nächsten ÖFB-Teamspieler, der aus dem Unterhaus der Bundesliga kam.

Ronivaldo-Unbemerkt zum Torrekord

Die 127 Zweitliga-Tore, die Walter Schachner nach seiner Rückkehr aus Italien noch bis 1998 für den FC Salzburg, Leoben und Eintracht Wels schoss, wurden erst vor wenigen Wochen übertroffen. Selbst der Torschütze hatte keine Ahnung davon. Zum Feiern wäre Ronivaldo ohnehin nicht zumute gewesen, weil Aufsteiger BW Linz gegen die Young Violets trotz des 128. Treffers seines Torjägers mit 1:2 verlor. Bis zum Saisonende hat der Brasilianer den Rekord auf 137 Tore ausgebaut. Dass der nunmehr dreifache Zweitliga- Topscorer nach seinem missglückten ersten Anlauf bei der Wiener Austria erst im Alter von 34 Jahren seine zweite Chance in der höchsten Spielklasse erhält, stört Ronivaldo nicht. „Mein Körper ist wie 26, nur meine Mentalität ist 34“, lacht er und fragt keck: „Ist nicht in der Vorsaison ein 34-Jähriger Schützenkönig geworden?“

Seit zehn Jahren stürmt Ronivaldo Bernardo Sales in Österreich. Das heißt, eigentlich hieß er ja noch Val Ceará, als er im Jänner 2013 in Kapfenberg landete. Val war sein aus dem Vornamen extrahierter Rufname, den Beinamen Ceará hat er nach seinem Wechsel in die U20 von Palmeiras erhalten, weil er eben der Val aus dem Bundesstaat Ceará war. Für Kapfenberger Ohren klang das zu kompliziert, also wurde er als Ronivaldo in die Spielberichtsbögen eingetragen. Dabei blieb es in Wien, Lustenau, Innsbruck und Linz. „Mittlerweile nennen mich alle nur kurz Roni, auch meine Brüder zuhause. Nur die Mama sagt Ronivaldo.“ Die Vorfreude auf die ADMIRAL Bundesliga ist groß bei Roni, dennoch hält er den Ball flach. „Ich will Blau Weiß helfen, den Klassenerhalt zu schaffen. Wie viele Tore ich schieße, ist egal“.

Marathonman Stückler

„Ich habe Ronivaldo nur als Gegner gekannt“, hat Christoph Stückler Austria Lustenau just im Sommer 2017 den Rücken gekehrt, als der Brasilianer ins Ländle kam. Mit 475 Spielen ist der Ex-Verteidiger der überlegene Rekordspieler der 2. Liga. Mit Respektabstand folgen Ex-Leoben- Goalie Michael Krenn (403 Spiele) und Ex-Klubkollege Harald Dürr (386 Spiele). Ein Rekord für die Ewigkeit? FAC-Legende Mirnes Becirovic fehlen noch genau 100 Spiele, „Pius Grabher könnte in die Nähe kommen“, bringt Stückler einen Lustenauer ins Spiel, „aber er soll oben bleiben, wir waren lange genug in der 2. Liga“. Natürlich wäre auch er mit seiner Austria gerne aufgestiegen. „Die Möglichkeit dazu hätten wir einige Male gehabt. So sind es halt 475 Zweitligaspiele geworden.

Vielleicht war ich auch nicht gut genug“, hat er kein Problem damit, dass er bei 37 Erstligaspielen für den GAK und Altach geblieben ist. „Ich würde sagen, ich war ein typischer Zweitligaspieler. Trotzdem war es eine geile Zeit und ich bin stolz auf den Rekord. Bundesliga ist Bundesliga.“

Rekord-Aufstiegstrainer

„Für mich war es sogar ein Aufstieg“, war sich auch Karl Daxbacher, der für die Wiener Austria in ihrer Glanzzeit fast 400 Bundesligaspiele bestritt, nie zu schade für die 2. Liga. „Ich habe ja jahrelang nur Klubs in meiner Region trainiert. Würmla, Horn, St. Pölten, dann vier Jahre die Austria Amateure.“ Mit ihnen ist „Sir Karl“ zwar auch in die 2. Liga aufgestiegen, aber richtig im Trainergeschäft angekommen sah er sich erst 2006 mit dem Wechsel zum LASK, an dem auch Ivica Vastic seinen Anteil hatte. „Er hat oft beim Training der Amateure zugeschaut, um seinen Sohn zu sehen.“ Mit dem LASK erfüllte Daxbacher seine Pflicht und schaffte seinen ersten Aufstieg. Unter fleißiger Mithilfe von Ivica Vastic, der mit 37 Jahren noch einmal Torschützenkönig wurde und sich danach sogar noch für die Heim-EURO 2008 empfahl. 2016 wiederholte „Daxi“ mit dem SKN St. Pölten das Kunststück, und seit seinem Aufstieg 2018 mit Wacker Innsbruck darf er sich Rekord-Aufstiegstrainer der Bundesliga nennen. „Am schwierigsten war es sicher mit dem SKN. Dass wir mit Punkterekord den Favoriten LASK hinter uns gelassen haben, war sogar für mich überraschend.“

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch
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