Im ORF glauben sie, mit Blau Weiß ist Israel gemeint

25. February 2021 in 2. Liga Hans Bürger und Günther Mayr erklären Österreich im ORF die Coronakrise und die Politik. Aber die wenigsten wissen, dass die beiden Journalisten große Fans des FC Blau Weiß Linz sind. Im Gespräch mit dem 2. Liga-Journal erzählen sie vom Fan-Wahnsinn mit 25 A, Manndeckung in der Politik – und träumen von der Champions League.

Herr Mayr, Herr Bürger, Sie erklären der Nation im ORF Corona und die Politik. Können Sie uns auch den Erfolgslauf von Blau Weiß Linz im Herbst erklären?

Hans Bürger: Erstens ist es so, dass ich seit 1. Juli im Kuratorium von Blau Weiß Linz sitze – und seitdem geht es bergauf. Das ist vollkommen klar. (schmunzelt) Nein, ernsthaft: Es gab in Walding im Mühlviertel am 1. Juli eine Kuratoriumssitzung, wo ich in meiner neuen Funktion auch dabei sein durfte. Da traten alle Verantwortlichen auf – unter anderem Trainer Ronald Brunmayr, der – aus meiner Sicht, ich bin ein Laie – ein gutes Konzept vorgelegt hat, dass mich von der Spielweise her an Red Bull Salzburg erinnert hat. Er hat auch die Spielzüge genau gezeigt. Da dachte ich mir: Dieser Mann hat Ehrgeiz. Er sagte gleichzeitig, dass er den kleinsten Kader der Liga hat und darauf angewiesen ist, dass seine Spieler halbwegs gesund bleiben. Wenn aber alle bleiben – was immer das Problem ist bei unserem Verein –, glaubt er, dass er etwas erreichen kann. Mit der richtigen Mischung aus Taktik, Strategie und Empathie dürfte Brunmayr diesen Herbst einiges geschafft haben, das war zu sehen. Es gab tosenden Applaus nach seinem Vortrag und ich hatte ein gutes Gefühl. Jetzt hab’ ich vergessen, was ich noch sagen wollte ...

Günther Mayr: Du wolltest sagen, dass du eigentlich Brunmayr die wesentlichen Assets mit auf dem Weg gegeben hast.

Bürger: (lacht) Nein, ich gebe zu, ich bin eher beim Skifahren daheim. Ah, ich weiß schon wieder: Es gab eine Phase, in der viele Spiele in den letzten fünf Minuten verloren wurden – das wurde abgestellt und ist wohl auch ein Faktor des Erfolgslaufs. Und was ich eigentlich sagen wollte: Blau Weiß war schon einmal so gut, aber da hieß es, man dürfe nicht aufsteigen – das hat die Mannschaft damals psychisch halb umgebracht.

Mayr: Erfolgslauf stimmt natürlich und die Phase mit den vielen Niederlagen in den letzten Minuten ist mir noch gut in Erinnerung, da haben wir unsere Handys fast zertrümmert, als wir uns Nachrichten geschickten haben. Der Hans schickt mir in solchen Momenten gerne ein SMS mit dem Inhalt: Ein Waaaaahnsinn – mit 25 A. Was mich heuer positiv stimmt: Fabian Schubert bleibt, weil das einige Tore verspricht. Hoffentlich. Und ich finde auch, dass Trainer Brunmayr das gut macht. Auch, wenn ich kein Kuratoriumsmitglied bin und nicht diese Insiderinformationen erhalte. Hans hat mich da bewusst draußen gehalten bei diesem Kuratorium. Darüber wird in einer ZIB-Analyse einmal zu reden sein.

Bürger: (lacht) Ich entschuldige mich gleich heute und hier öffentlich.

Mayr: Ist schon in Ordnung. Es ist wichtig, dass du dabei bist, Herr Präsident. Dazu muss man wissen: Der Hans ist der Präsident und ich bin der Vize-Präsident von Blau Weiß.

Bürger: Das ist tatsächlich seit zehn Jahren so. Aber es sind natürlich nur Spitznamen.

Mayr: Ja, bitte das nicht als Amtsanmaßung zu verstehen, es ist ein Insider (lacht).

Aber wie ist dieser Insider entstanden?

Mayr: Wir sind einmal draufgekommen, dass wir beide Blau-Weiß-Fans sind. Hans hat das von mir nicht angenommen, ich wusste es bereits, für wen sein Fanherz schlägt. Er war dann ganz überrascht und im ORF glauben sie ja, mit Blau Weiß ist Israel gemeint. Jedenfalls haben wir dann festgestellt, dass er Linzer ist, die Eltern in der VOEST gearbeitet haben – er hat also das Anrecht, Präsident zu sein. Hans ist auch bei der Sportvereinigung im ORF. Ein Multifunktionär insofern.

Wie wurden Sie beide Fans von Blau Weiß?

Bürger: Ich war SK VOEST Linz-Fan, meine Eltern haben eben bei der VOEST gearbeitet, mein Vater, der Bauzeichner war, hat sogar die Sportkantine des Vereins konstruiert. Ich bin schon als Kleinkind durch die VOEST gefahren – und die Unaussprechlichen gab es auch, aber die waren immer die Unaussprechlichen.

Mayr: Ich bin ein Arbeiterkind und bin mit den Klubs aufgewachsen, die aus dem Proletariat kommen und bei der Arbeiterschaft viele Anhänger hatten. Mein Vater war Maurer, da war klar, dass man diesen Klubs eher die Treue hält. Mit Willy Kreuz begann es, dass ich auf diesen Kurs eingeschwenkt bin. Prinzipiell hat mir dieses Stahlimage als Kind sehr gut gefallen.

Wie war es bei Ihnen selbst fußballerisch?

Bürger: Ich gebe die ehrliche Antwort: Ich wollte Skirennläufer werden, war beim ÖSV, hatte aber eine Herzoperation als Kind, woraufhin mir der Leistungssport verboten wurde. Dann wollte ich Fußballer werden, was mir die Eltern auch nicht erlaubt haben. Ich habe dann ab 18 regelmäßig in Wirtshausmannschaften gespielt. Mein erster Verein war der FC Kirchenwirt St. Martin bei Traun. Ab meinem 23. Lebensjahr habe ich bis zum heutigen Tag – ich werde wirklich von 1985 weg einberufen – beim oberösterreichischen Presseteam gespielt. Da gibt es immer ein Match gegen Politiker. Früher war ich der Schnellste, jetzt bin ich der Langsamste.

Also Innenverteidiger oder Sechser?

Bürger: Naja, ich war immer ein Rechtsaußenstürmer und bin jetzt manchmal in der Verteidigung eingesetzt worden, aber ich bin dort schlecht. Weil: Wenn du nie bei einem Fußballverein warst, dann weißt du bestimmte Dinge nicht. Zum Beispiel habe ich jetzt, im 57. Lebensjahr, erfahren, dass man beim Mann bleiben müsse.

Mayr: Du kennst die Manndeckung eher aus der Politik.

Bürger: Ja (lacht).

Mayr: Ich war schon zu Gymnasiumzeiten Tormann. Das hat mir am meisten Spaß gemacht. Gegen den Hans hab ich einmal bei einem ORF-internen Turnier gespielt. Ich glaube, wir haben euch gebirnt damals. Aber ich muss sagen: Der Herr Bürger, der kanns.

Bürger: Naja. Im Sommer im Blau Weiß-Stadion haben wir auch gespielt – ich versuchte ein paar Bomben loszulassen auf dich, aber keine Chance, ein Tor zu erzielen.

Wie wichtig wird das neue Donauparkstadion für Blau Weiß, das 2023 eröffnet werden soll?

Mayr: Ich war nicht so oft dort wie der Hans. Es war ein schönes altes Stadion, aber es ist natürlich ein lässiges Konzept auf dem Dach eines Lagerhauses. Wir haben uns natürlich auch sofort für die Eröffnung angemeldet. Da kam dann die Frage auf, ob wir in den VIP-Sektor wollen oder zu den Fans – logischerweise war unsere Antwort, dass wir am Stehplatz das Spiel sehen und nicht mit Sektgläsern die Partie verpassen wollen. Ist das schon auch in deinem Sinne, Herr Präsident?

Bürger: Ich war bei dieser Pressekonferenz dabei und hab sie sogar spontan auch moderiert. Der Bürgermeister hat das richtige Argument geliefert: Weltberühmte Vereine – wie Blau Weiß Linz eben – haben jetzt eigentlich alle eigene Stadien. Die Bindung eines Gebäudes an eine Mannschaft ist extrem wichtig.

Gibt es die präsidialen Träume, dass Blau Weiß Linz bald einmal wieder Bundesliga spielt?

Mayr: Mein heimlicher Traum ist ja, dass der Hans als Präsident die Champions League gewinnt. Ich darf ihm den Pokal überreichen, das wäre eine nette Vorstellung.

Bürger: Das wäre auch mein Traum, aber nur wenn du dann schon Bundespräsident bist – deine momentanen Beliebtheitswerte kann man nur neidvoll anerkennen.

Mayr: (lacht) Ja, Bundespräsident, daher überreiche ich dir ja den Pokal.

Bürger: Jetzt hab ich schon wieder vergessen, was ich sagen wollte ...

Mayr: Du wolltest sagen, wie es sich anfühlen wird, wenn du den Pokal entgegennimmst. Vom Möbelhaus ins Bernabéu oder so.

Bürger: Ich weiß schon wieder: Karikaturist Gerhard Haderer, der auch Kuratoriumsmitglied ist, hat mir unlängst geschrieben, dass sein Ziel ebenfalls Europareife ist. Aber kurz wieder ernsthaft: Ohne einen dauerhaften Großsponsor wird es das nicht geben. Und dann ist da auch noch Corona.

Gutes Stichwort: Wie wichtig ist Fußball in einer solchen Krise?

Mayr: Natürlich ist es wichtig. Aber ohne Zuschauer, mit der sterilen Atmosphäre, ist alles nur mehr die Hälfte wert. Und ja, das blöde Corona führt zum traurigen Zustand, dass es noch schwerer wird für kleine Vereine wie Blau Weiß Linz.

Bürger: Die Funktion von Fußball zeigt sich bei mir bei meinen beiden Buben, die in Floridsdorf kicken. Der eine spielt U13, der andere U14. Was ich dort merke: Es gibt nichts Verbindenderes als Fußball. Da spielen Kinder aus acht verschiedenen Nationen zusammen – Integration pur. Daher finde ich es auch sehr schade, dass den Amateuren der Fußball versagt wird. Aber der Günther ist der Experte und kann das viel besser erklären.

Mayr: Ja, es ist traurig, aber es ist leider für alle so.

Von Peter K. Wagner

Dieser Artikel ist im offiziellen Journal der 2. Liga erschienen – erhältlich bei allen Klubs der 2. Liga.

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