Legendäre Zweitligamannschaften: DSV Leoben 1999/2000

1. August 2019 in 2. Liga Mit drei Spitzengoalies, einem Mega-Kader und Supertalent Roland Linz lehrte Donawitz 1999/2000 sogar Klub-Legende Schoko Schachner das Fürchten – scheiterte aber an einem Spieleraufstand und Djuricics Kumpel.

Ausgerechnet Leoben-Legende Walter Schachner bescherte dieser Mannschaft einen unruhigen Schlaf. Schachner biss sich als FC Kärnten-Trainer in der Saison 1999/2000 innerhalb von nur acht Tagen gleich dreimal (zweimal in der Liga, einmal im Cup) die Zähne an den bärenstarken Steirern unter Trainer Milan Djuricic aus (2 Niederlagen, 1 Remis). Nicht nur der Hochofen im Donawitzer Stahlwerk brannte damals lichterloh, auch am Fußballplatz wurde ein Feuer gezündet.

Ein Blick auf den damaligen Kader lässt einen mit offenem Mund zurück. Alleine mit der Ersatzbank hätte man eine schlagkräftige Bundesligaelf aufstellen können. Angefangen bereits beim Tormanntrio Roland Goriupp, Otto Konrad und Christian Gratzei. Hinter Sechser und Mannschafts-Herzstück Robert Früstük räumten Chendouz, Cernyshov, Rinnhofer, Klapf, Dubajic oder Unger auf. Davor zogen Aflenzer, Baranja, später auch Hörmann die Fäden. An den Flügeln flitzten Peter Guggi und Markus Krautberger. Und im Angriff gingen Klub-Urgestein Erwin Dampfhofer, die jamaikanische Stimmungskanone Orett Prendergast oder optional auch Marek Penksa und Thomas Weissenberger auf Torjagd.

Sturmkaliber Roland Linz

Das war aber noch nicht alles, denn Präsident Hans Linz lotste seinen Neffen nach Leoben: Der 17-jährige Roland Linz kam damals von 1860 München und schoss nun alles in der zweiten Spielklasse kurz und klein. Markus Krautberger erinnert sich: „Unter der beinharten Anleitung von Trainer Djuricic hat er unmenschlich trainiert und die Basis für seine große Karriere gelegt. Djuricics Training war schon sehr intensiv, aber Roli legte jeden Tag noch Extraschichten ein, ging immer da hin, wo es weh tut. Im Training wurde er von den anderen extrem hart rangenommen, aber er ist durchmarschiert.“ Sieben Mal scorte der erst 17-Jährige noch in dieser Saison. Dazu 21 Mal in den zwei Saisonen darauf. Im Cup-Viertelfinale scheiterte der DSV erst im Elfmeterschießen an der Austria – das hätte FAK-Trainer Herbert Prohaska fast den Job gekostet.

Gescheiterte Revolte

Wie war es möglich, dass Leoben 1999/2000 am Ende mit leeren Händen und dem Vizemeistertitel da stand? Interne Streitigkeiten waren der Grund. „Die haben uns den Meistertitel gekostet“, ist sich Krautberger sicher. Präsident Linz verstärkte sein Team im Winter noch um weitere Kaliber, um schon für die Bundesliga aufzurüsten. „Aus der eingeschworenen Elf wurde leider eine Startruppe.“ So fanden sich im aufgeblähten Kader immer mehr Unzufriedene auf der Bank oder Tribüne.

Die Folge war ein Aufstand der Spieler gegen den Trainer zum Frühjahrsstart. „Es gab eine Abstimmung, in der alle außer Linz gegen Djuricic stimmten. Präsident Linz sagte, ihr werdet morgen sehen, welche Konsequenzen das hat.“ Die Konsequenzen waren, dass Djuricic blieb. „Im Nachhinein war diese Aktion gegen den Trainer ein Blödsinn“, weiß Krautberger heute.

Djuricic-Freund lacht zuletzt

Trotz allem spielte Leoben noch ein tolles Frühjahr, doch ausgerechnet das direkte Duell gegen den Titelrivalen Admira ging 1:2 verloren. Pikantes Detail: Auf der Trainerbank der Südstädter saß damals Milan Miklavic – einer der besten Freunde von Milan Djuricic. Ausgerechnet er verhinderte den Aufstieg der Donawitzer. Schwacher Trost für den später in Geldprobleme schlitternden DSV: Die Ewige Tabelle der 2. Liga von 1974 bis heute führt der Klub mit haushohem Vorsprung an. In 33 Jahren eroberten die Donawitzer in 929 Spielen 1.348 Punkte und 361 Siege bei einer Tor­differenz von 1.325 zu 1.131. Die legendäre DSV-Leoben-Elf von 1999/2000 steuerte 66 Punkte zu dieser starken Bilanz bei.

Von Christoph König

Dieser Artikel ist im offiziellen Journal der 2. Liga erschienen – erhältlich bei allen Klubs der 2. Liga.

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