Marco Grüll gilt als personifizierte Offensivgefahr der SV Guntamatic Ried. Vielleicht auch deshalb, weil er einen anderen Weg als die meisten heutigen Profis einschlug. Radstadt, Pfarrwerfen, St. Johann im Pongau. Schöne Städte, aber nicht das Mekka des österreichischen Fußballs. Du bist über die dortigen Vereine vor einem Jahr in Ried gelandet und damit einen anderen Weg gegangen als die meisten heutigen Fußballer, weil du nie eine Akademie besucht hast. Warum?
Die meisten Profis haben heutzutage einmal in einer Akademie gespielt, das stimmt. Aber man kann es auch über die Regionalliga schaffen. Das hat nicht zuletzt Thomas Goiginger bewiesen. Ich wusste aber trotzdem immer, dass ich Fußballer werden möchte. Mein Weg war es eben, schon mit 14 zusammen mit den Erwachsenen zu trainieren. Ich glaube auch, dass das ein Vorteil für mich bei der Umstellung von der Regionalliga in die 2. Liga ist oder war.
Du hast auch bei Rapid ein Probetraining absolviert. Warum bist du letztlich bei den Wikingern gelandet?
Die sportliche Perspektive war in Ried einfach besser, weil ich bei Rapid vorerst nur in der zweiten Mannschaft, also in der Regionalliga zum Einsatz gekommen wäre. Ried ist ein toller Verein und ich konnte einen großen Schritt nach vorne machen – und nach dem ersten Jahr glaube ich auch, sagen zu können, dass es der richtige Schritt war. Ich hätte auch schon im Sommer die Möglichkeit gehabt, in die Bundesliga zu wechseln, aber ich wollte meine Leistungen in der 2. Liga bestätigen. Ich kann mich hier in einem tollen Umfeld sehr gut entwickeln.
Mit sieben Toren und Vorlagen warst du im Herbst die personifizierte Offensivgefahr in Ried. Du hast im U21-Team debütiert und Bundesligisten sollen die Fühler nach dir ausstrecken. Wie geht es dir mit diesem schnellen Aufstieg?
Man freut sich, wenn man wertgeschätzt wird. Das Debüt im U21-Team war natürlich etwas Besonderes. Ich hatte schon immer den Traum, einmal für Österreich zu spielen. Aber ich konzentriere mich derzeit einfach voll darauf, dass ich mit Ried in die Bundesliga kommen will. Das ist mein großes Ziel.
Du bist jetzt 21 Jahre alt. Gibt es einen Traum, den du dir in deiner Karriere verwirklichen willst?
Ein Wechsel ins Ausland ist sicher irgendwann ein Ziel, das ich erreichen möchte. Und wie für viele österreichische Spieler war die deutsche Bundesliga immer ein Traum von mir. Aber das ist noch ein weiter Weg.
Von Peter K. Wagner
Dieser Artikel ist im offiziellen Journal der 2. Liga erschienen – erhältlich bei allen Klubs der 2. Liga.