20. Okt. 2025

"Ein Titel für den Artenschutz“
Wolfgang Mair schoss den Innsbrucker Fußball, der ihm selbst viel schuldig blieb, mit einer charakterstarken Truppe und seinem kongenialen Sturmpartner Sammy Koejoe nach dem Kollaps zurück in die Bundesliga. Er versteht aber nicht, warum der „Tiroler Weg“ immer nur in der Not zur Tugend wurde.
Würde Wolfgang Mair all seine Gefühle, die er mit dem Innsbrucker Fußball verbindet, in ein Bild gießen, würde eines der
wildesten Werke herauskommen, das der Künstler in seinem Salzburger Atelier hängen hat. Drei Meistertitel mit dem FC Tirol, ein Konkurs, gefolgt von acht Jahren Prozess, bei dem er um knapp eine halbe Million Euro umfiel, eine starke Bundesliga- Saison, durch die er 2005 sogar den Sprung ins Nationalteam schaffte, an deren Ende er sich aber von der Klubführung gehäkerlt fühlte, da sie den erfolgreichen „Tiroler Weg“ schon wieder verließ. Und obendrein einer Vereinslegende wie Robert Wazinger „zum Abschied den selben Blumenstrauß in die Hand drückte wie Ousseni Zongo, der nur ein halbes Jahr beim Klub war.“ Geschichten, die nur Wacker Innsbruck schreibt: „Aber egal, was passiert. Dieser Verein kommt einfach immer wieder“, freut sich Mair, dass sein Ex- Klub wieder einmal am Weg zurück nach oben ist. Bei einer dieser Comebacks hat der Lienzer selbst entscheidend mitgeholfen: beim Wiederaufstieg in die Bundesliga 2003/04.
Nie mehr 2.Liga!

Mair machte den Deckel mit dem 1:0-Siegestor gegen die BSV Juniors drauf. „Beim Torjubel hab ich das Dress ausgezogen
und mein Leiberl mit dem Schriftzug ,Nie mehr 2. Liga' gezeigt. Alle Spieler hatten das vor dem Match unterschrieben.“ Vor der Meisterfeier „haben wir uns dann alle die Haare schwarz und grün gefärbt. Und der Wazi ist am nächsten Tag noch in der Früh mit den Schützen mitmarschiert.“ Was hat die Aufstiegsmannschaft ausgezeichnet? „Sie war charakterlich top, die Hierarchie hat gepasst und wir waren stark besetzt – das zeigt alleine die Bank, wo manche leider viel zu wenige Einsätze bekommen haben. Alleine wie sich die jungen Hannes Aigner und Eder bei jedem Standardtraining Stoff gegeben haben, so etwas hab ich in meiner Karriere sonst nirgends erlebt.“ Im Tor stand mit Harald Planer „ein super Rückhalt“. Hinten „der abgebrühte Wazinger, der immer mit seinen Schmähs die Stimmung aufgelockert hat.“ Daneben Schroll, „ein super Arbeiter mit gutem Kopfballspiel, Schrott mit seinem starken Linken, ein Beißer, und rechts Dennis Mimm, der Windhund mit Drang nach vorn, der mir mein einziges Fallrückziehertor aufgelegt hat – das werd ich ihm nie vergessen.“
Mit Grüner, Koejoe und Helm

Davor räumte Alfred Hörtnagl als Sechser und später als spielender Sportdirektor ab.
„Mit der Doppelrolle hat er sich aber keinen Gefallen getan. Damit bist du bei den anderen Spielern immer irgendwie außen vor.“ Davor spielten der 2010 leider viel zu früh an Krebs gestorbene Theo Grüner („Ein großartiger, kompletter Kicker, charakterlich auch top und nicht umsonst Kapitän.“) und Flo Mader. „Ein klassischer Zehner, super Übersicht, brillanter linker Fuß, super Blick für das Spiel.“ Rechts sorgte Mario Mühlbauer mit seiner Schnelligkeit und starken Dribblings für Überraschungsmomente. Und im Sturm haben sich der flinke kleine Wolfi Mair (13 Tore) und der wuchtige Sammy Koejoe (22 Tore) „super ergänzt. Für den Gegner war Sammy etwas unorthodox, aber wenn du ihn gekannt hast, hast du genau gewusst, was er macht. Als Torchance hat für ihn aber nur gegolten, wenn du ihm den Ball vor dem leeren Tor aufgelegt hast“, sagt Mair lachend. Zu Meistertrainer Helmut Kraft fällt ihm auch eine lustige Anekdote ein: „Er hat uns zum Teambuilding in den Hochseilklettergarten geschickt und war der Einzige, der sich das selbst nicht getraut hat. Der Sammy hat gefragt: Ist das gefährlich? Alle: Nein. Darauf Sammy: Aber warum brauchen wir dann einen Helm?“. Mair ist sich sicher: „Wäre man später nicht vom Tiroler Weg abgegangen, hätte diese Mannschaft über Jahre erfolgreich in der Bundesliga gespielt.“ Noch einmal muss Mair schmunzeln, als er bei sich ein Wacker-Ticket findet zur „Unterstützung des Artenschutz“ für ein Spiel, das es nie gab, mit dem er um 19,13 Euro die „jungen Wackerianer“ nach dem Abstieg 2019 unterstützte. Auch von diesem Weg kam man leider ab, aber es wäre nicht Innsbruck, würde man nicht schon wieder vor dem x-ten Comeback stehen.
TEXT: Christoph König
FOTOS: GEPA pictures
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