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24. Juli 2019

Rotjacken & Rothosen

Die HPYBET 2. Liga wird heuer um zwei echte Traditionsklubs bereichert. Die „Rotjacken“ vom GAK und die „Rothosen“ aus Dornbirn haben nicht nur die Klubfarben gemein. Beide Vereine haben die Fußballgeschichte ihrer Region entscheidend geprägt, wurden aber in jüngerer Vergangenheit von argen Problemen gebeutelt. Der GAK musste sich nach Konkursen von ganz unten wieder hochkämpfen, Dornbirn konnte sich nach der finanziell desaströsen Saison 2009/2010 zumindest in den Ausgleich retten, zahlte aber diesen März noch die letzten Schulden aus dieser Zeit ab. Dementsprechend vorsichtig ist man nun bei beiden Vereinen im Jahr der Rückkehr in die Zweitklassigkeit.

Auferstanden von den Roten

Der GAK ist wieder Teil der Österreichischen Fußball-Bundesliga. In nur sechs Jahren marschierten die Rot­jacken von der achten und letzten Spielklasse bis in die 2. Liga. „Wenn mich noch vor eineinhalb Jahren einer gefragt hätte, ob ich einmal Manager eines Fußballklubs sein werde, hätte ich ihn für verrückt erklärt“, sagt Matthias Dielacher, der genau diese Rolle beim GAK seit Anfang des Jahres einnimmt. Er hat in der gerade erst vor einer Stunde bezogenen neuen Geschäftsstelle Platz genommen und erklärt: „Ich freue mich über diese Aufgabe.“ Ehe er schmunzelnd hinzufügt: „Obwohl die Arbeit im Vergleich zu meinem alten Job nicht gerade weniger geworden ist.“

Bis Ende 2018 war Dielacher noch Leiter der Flüchtlingsarbeit des Diakoniewerks Steiermark, seit dem Neubeginn in der 1. Klasse engagiert er sich bereits für seinen Herzensverein. Vom Trainingszentrum Weinzödl aus, hier im Norden von Graz, wo der alte GAK in seiner Hochzeit Anfang der Nullerjahre ein Schmuckstück von einer Trainingsstätte erhielt, schaffte der Meister von 2004 mit viel Herzblut, ehrenamtlicher Arbeit, aber auch dank leidenschaftlicher Fans und Know-how im sportlichen wie wirtschaftlichen Bereich den Weg zurück. „Bis heute lautet unser Motto: Wir wollen uns finanziell nicht übernehmen“, erklärt Dielacher. Das ist auch der Grund, warum jener Ort, der zur neuen Heimat des Vereins wurde, nun verlassen wird.

Neue alte Heimat

Das kleine Stadion mit einem Fassungsvermögen von 2.500 Zuschauern ist im aktuellen Zustand kein Spielort für die 2. Liga, der Umbau wäre zu teuer. „Es ist viel Wehmut dabei, weil wir etwa an der Tribüne der Längsseite selbst geschraubt haben. Aber so gerne wir ein eigenes Stadion hätten: Die Zeit ist nicht reif.“ Dielacher wuchs selbst in der Körösistraße auf, einen Steinwurf von der alten Heimat des GAK entfernt, die schon lange einem Immobilienprojekt weichen musste. Aber auch mit der neuen Heimstätte verbindet der GAK viele gute Erinnerungen. In der Merkur Arena in Liebenau, die auch Lokalrivale und Bundesligist Sturm Graz für seine Heimspiele nutzt, war man schon von 1997 bis zur Einstellung des Spielbetriebs 2012 beheimatet. Wie dereinst wird dort nun nicht mehr Sturm allein, sondern auch der GAK präsent sein – auch in Form eines Lokals und Fanshops am Stadionvorplatz. Der GAK, er ist eben endgültig zurückgekehrt. Und gekommen, um zu bleiben.

Der Traum vom Mittelfeld

Das betont auch Alfred Gert, seit zwei Jahren sportlicher Leiter des Vereins. „Unser Ziel ist es, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben“, zeigt sich der Köflacher realistisch. Der ehemalige

Profi des SK Voest Linz war schon einmal beim GAK tätig – in den glorreichsten Zeiten des Klubs. Im Jahr 2000 wurde er als Co-Trainer des heutigen U21-Teamchefs Werner Gregoritsch sogar österreichischer Pokalsieger mit den Rotjacken. „Die Saison wird für den Verein eine ganz besondere Erfahrung“, sagt er. „Wir sind es gewohnt, zu gewinnen. Nun werden wir auch damit umgehen müssen, öfter zu verlieren.“

Die vergangenen Jahre war der GAK nicht nur oft Titelkandidat in den unteren Klassen, sondern auch stets Zuschauermagnet. „Viele Spieler sind natürlich gerne zu uns gewechselt, weil uns eine große Fanbasis und ein besonderer Zusammenhalt auszeichnet. Aber auch wenn wir finanziell in der 2. Liga nicht zu den großen Klubs zählen, haben sich viele Spieler für uns und gegen andere Vereine entschieden.“

Mit Gerald Nutz (WAC), Benjamin Rosenberger und Marco Gantschnig (SV Kapfenberg) sowie Alexander Kogler (Wacker II) konnten Bundesliga- und 2. Liga-erprobte Spieler an die Mur gelotst werden. Auch sonst finden sich im Kader mit Marco Perchtold, Thomas Zündel, Dieter Elsneg oder Philipp Wendler einige Spieler, die bereits Spiele in Bundesliga und 2. Liga in den Beinen haben. „Ich glaube, wir sind gut aufgestellt. Aber trotzdem müssen wir uns an das Tempo und die Körperlichkeit der Liga gewöhnen“, weiß Gert, der ergänzt: „Unser Traum wäre ein einstelliger Tabellenplatz. Mehr als das Mittelfeld ist nicht realistisch für uns.“

Dornbirns Rückkehr

Viel Charakter statt großer Namen. Mit einem Platz im Mittelfeld der Tabelle wäre auch der FC Mohren Dornbirn 1913 mehr als zufrieden. Der Klub ist jedenfalls fest entschlossen, sich diesmal länger in der zweiten Liga zu halten als vor zehn Jahren, als man gleich wieder abstieg. Zuversichtlich ist man deshalb, weil im Gegensatz zur Saison 2009/10, in der man sich finanziell völlig übernahm, der Sprung von der Westliga in die 2. Liga durch die Erweiterung mit den Amateurteams nicht mehr ganz so groß ist.

Sportlich baut man auf ein starkes Kollektiv und ein Grundgerüst von ehemaligen Altachern wie Aaron Kircher, Marc Kühne oder Christoph Domig – verstärkt noch im Winter durch die Austro-Bosnier Omerovic und Mujic. Vorne soll wieder der Brasilianer Ygor Carvalho Viera, der schon der Westliga mit 25 Toren das Fürchten lehrte, für Tore sorgen, dahinter Lukas Fridrikas die Offensivaktionen einfädeln. Rein von der Stärke der Startformation ist der Elf von Trainer Markus Mader durchaus ein Mittelfeldplatz zuzutrauen. Sollte allerdings der Verletzungsteufel zuschlagen, könnte man mit dem von der Qualität nicht ganz so dicht besetzten und kaum veränderten Kader Probleme bekommen.

Obmann gesucht

Auch ist man seit dem Abschied von Präsident Streitler 2017 noch immer auf der Suche nach einem neuen Obmann. Sport-Vorstand Peter Handle und Finanzchef Andreas Genser haben die Leitung des Vereins zwar übernommen, suchen aber immer noch nach Unterstützung. „Alle loben immer, wie gut wir das hier machen, wenn es aber darum geht, uns zur Seite zu stehen, findet sich kaum jemand.“

So haben Handle (von Beruf Diplomrechtspfleger im Bezirksgericht) und Genser, der sich um die Buchhaltung kümmert, bei der Lizenzeinreichung für die 2. Liga im März viele Nächte zum Tag gemacht. Teambetreuer Oliver Mehlsack ist schon in Pension und hat daher Gott sei Dank Zeit. Dazu werkt im kleinen Büro auf der alten Holztribüne der Birkenwiese für ein paar Stunden auch noch eine Klubsekretärin. Das war es dann schon. Zumindest im Marketing will man sich mit dem Aufstieg nun verstärken. Handle rechnet mit 1.300 Zuschauern im Schnitt. Er selbst war noch Ballbub, als in der Birkenwiese dreimal 12.000 Zuschauer zu Duellen mit DSV Leoben mit Schoko Schachner strömten.

Treuer Handle, coole Fans

Handle ist tief im Klub verwurzelt. 1970 hat er hier mit acht Jahren mit dem Fußballspielen begonnen, wurde mit dem FC Dornbirn als erste Vorarlberger Mannschaft Schülerligameister. Er war hier viele Jahre Spieler und Co-Trainer. Nun tut er alles für den Klub – nach seinem Brotjob (von 7:30 bis 15:30 Uhr) beginnt seine Arbeit auf der Birkenwiese. „Ich bin eigentlich immer da“, lacht er.

Unterstützt werden die Rothosen auch von einer treuen, ausgeflippten Fanschar, die sich immer auf einer rot-weiß-gestrichenen Stelle der Betonstufen gegenüber der Haupttribüne einfindet. 50 bis 100 besonders treue Zeitgenossen – die nicht mit negativem Wirbel, sondern sehr kreativen und lustigen Sprechchören auffallen. „Halb-Mensch, Halb-Tier – unsere Nummer 4“, wird die Kampfkraft von Abwehrchef Kühne besungen. Tierisch freut sich jetzt der ganze Verein auf die erste Aufstiegssaison – der familiäre, einzigartige Spirit ist auch beim Lokalaugenschein zu spüren.

„Geld allein spielt nicht Fußball“, lacht Handle, der sich mit seinem kleinen Team und einem Budget von knapp einer Million Euro nach der Decke strecken wird. Denn finanzielle Risiken will er auf keinen Fall eingehen: „So etwas wie vor zehn Jahren darf nicht wieder passieren.“

Von Christoph König & Peter K. Wagner

Dieser Artikel ist im offiziellen Journal der 2. Liga erschienen – erhältlich bei allen Klubs der 2. Liga.