29. Okt. 2021

Respawn in Liga 2
Das Entsetzen in der NV Arena war groß, als Ende Mai eine schwache Leistung des SKN den Abstieg in die Zweitklassigkeit besiegelte. Mit 0:5 ging man gegen die Klagenfurter Austria in zwei Spielen sang- und klanglos unter. Was dann folgte, war ein großer Umbruch. Kein Stein blieb im Sommer auf dem anderen: Trainer und Sportdirektor mussten gehen, 19 Spieler verließen den Verein, 18 neue kamen dazu.
Der neue Kader ist eine Mischung aus talentierten jungen Spielern, die sich beweisen wollen, gestandenen Zweitligakickern und einigen mit Erfahrung in der Bundesliga wie Deni Alar, Thomas Salomon – und Christian Ramsebner. Der 32-Jährige, der mit 185 Bundesliga-Spielen auf dem Buckel zu den Routiniertesten in der Mannschaft zählt, hat sich bewusst für den Schritt in die Zweitklassigkeit entschieden und den LASK nach sechs Jahren verlassen: „Der Verein ist für mich mit dem Stadion und dem ganzen Drumherum einfach einer, der in die Bundesliga gehört“, sagt er. „Außerdem haben mit Stephan Helm und Emanuel Pogatetz zwei Trainer übernommen, die mich unbedingt haben wollten.“

Aufwind im Herbst
Nachdem es für Ramsebner und den SKN zu Beginn der Saison noch gar nicht nach Wunsch gelaufen ist, scheint es so, als wären die „Wölfe“ mit Fortdauer des Herbsts allmählich in der ADMIRAL 2. Liga angekommen. Drei Siege am Stück konnte das Team von Trainer Stephan Helm einfahren, bevor man sich am vergangenen Wochenende der KSV 1919 mit 0:2 geschlagen geben musste. Auch Christian Ramsebner glaubt, dass die Formkurve nach dem holprigen Beginn nach oben zeigt: „Zu Saisonbeginn war teilweise die Leistung einfach schlecht, teilweise waren auch die Spielverläufe ein bisschen unglücklich. Aber unser Spiel hat sich in den letzten Runden schon auf einem guten Level stabilisiert. Man merkt, dass die Automatismen jetzt immer mehr greifen.“
Der Aufwärtstrend der vergangenen Wochen schlägt sich auch im Mannschaftsklima positiv nieder. „Die Stimmung war aber auch nicht schlecht, als wir die Spiele nicht gewonnen haben“, sagt der Innenverteidiger. „Aber natürlich merkt man jetzt gerade bei den jungen Spielern, dass sie mehr Selbstvertrauen haben.“ Davon gibt es bei den Niederösterreichern gar nicht einmal so wenig. Ramsebners Kollege in der Innenverteidigung ist der 18-Jährige David Riegler, der heuer den Sprung aus der zweiten Mannschaft schaffte. Hinter ihnen im Tor steht mit Lino Kasten ein 20-jähriger Deutscher, der im Sommer vom VfL Wolfsburg kam. Dazu kommt, dass das neue Trainerteam schon einige Formationen versuchte. Nachdem anfänglichen 4-3-3 und einigen Partien mit Dreierkette haben sich Pogatetz und Helm zuletzt aber auf ein 4-2-3-1 festgelegt.
Das ist zwar auch für Ramsebner neu – der LASK tritt traditionell im 3-4-3 auf – aber auch eine zweite, wesentliche Neuerung stellte sich mit seinem Wechsel an die Traisen ein: Erstmals in seiner Karriere führt er die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Geändert hat sich für ihn damit aber nicht viel, auch bei seinen vorherigen Karrierestationen war er es bereits gewohnt, voranzugehen und Verantwortung zu übernehmen. In seiner Rolle möchte er einen Beitrag zu einem positiven Mannschaftsklima leisten und vor allem jungen Spielern seine Erfahrungen weitergeben. Dazu zählen beispielsweise die zwei Spiele in der Champions League, die er mit der Austria 2013 absolvierte. „Die gehören sicher zu meinen Karrierehighlights, weil da ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen ist. In einem vollen Stadion zu stehen und die Champions-League-Hymne zu hören, war schon etwas ganz Besonderes und ich bin stolz darauf, das erreicht zu haben.“

Mission Wiederaufstieg
Was er mit dem SKN künftig unbedingt erreichen will: Die Rückkehr in die Bundesliga. Soll es mit dem Aufstieg schon in der aktuellen Saison klappen, wird die Mannschaft das Feld von hinten aufrollen müssen: Nach zwölf Runden liegt man auf Tabellenplatz Elf, der Rückstand auf Spitzenreiter Lustenau beträgt bereits 13 Punkte. Dass das Unterfangen kein leichtes wird, ist dem Kapitän klar, er denkt schon langfristiger. „Unser Ziel war heuer eigentlich nie der Aufstieg“, sagt er. „Wir haben gewusst, dass es mit 18 neuen Spielern in der Mannschaft einfach seine Zeit dauert, bis alle die Spielphilosophie verinnerlichen.“
Wohin die Reise vom Ausgangspunkt 2. Liga aus gehen kann, hat Ramsebner mit dem LASK am eigenen Leib erfahren. Nach zwei Jahren, in denen die Linzer den Aufstieg knapp verpassten, fixierten sie in der Saison 2016/17 unter Trainer Oliver Glasner schließlich den Aufstieg. Doch auch in der Bundesliga ging es für die Oberösterreicher steil bergauf. Schon die erste Saison zurück im Oberhaus beendeten sie als Vierter, im Jahr darauf holten sie gar denn Vizemeistertitel und qualifizierten sich für die Europa League. Bis dorthin ist der Weg für die St. Pöltner weit, aber sie zeigen, wie schnell es im Fußball gehen kann, wenn die richtigen Rädchen ineinandergreifen. So weit will Ramsebner nicht gehen, das große Ziel hat er dennoch vor Augen. „Wenn es dem Verein gelingt, den Kader beisammen zu halten und punktuell zu verstärken, bin ich guter Dinge, dass wir spätestens nächstes Jahr um den Aufstieg mitspielen werden“, sagt Ramsebner. „Um Meister zu werden gehört dann natürlich auch immer ein bisschen Glück dazu.“