13. Aug. 2021

Pltzlich Torfabrik

John Frederiksen erkennt es als Erster. Der Corner seines Mannschaftskollegen Alin Roman kommt kurz in den Fünfer. Frederiksen löst sich mit einem schnellen Schritt von seinem Gegenspieler, springt hoch, köpfelt und lässt dem Tormann keine Chance. Es ist das 3:0, der Schlusspunkt im Derby der SKU Amstetten gegen Vorwärts Steyr. Schon das 2:0 hat Frederiksen per Kopf erzielt.

Der Stürmer ist ein Grund, warum die Mannschaft so gut in die Saison gestartet ist. Schon bevor er in der ADMIRAL 2. Liga loslegte, hatte er beim Sieg in der ersten Cuprunde zweimal getroffen. Bei sieben Punkten halten die Mostviertler schon. Auf ein Remis zum Auftakt gegen den FAC folgte mit dem 6:0 beim FC Dornbirn der erste Fingerzeig. Die Niederösterreicher sind wieder im Aufwärtstrend. Nach einer enttäuschenden Vorsaison, die sie auf dem zwölften Platz beendeten, soll es heuer wieder ein einstelliger Tabellenplatz werden. Helfen soll dabei einer, der das schon einmal geschafft hat. Jochen Fallmann wurde in der Saison 2019/20 mit Amstetten Fünfter, das letzte Jahr verbrachte er als Co-Trainer von Peter Stöger bei der Wiener Austria. „Ich habe gewusst, dass wir Potenzial haben“, sagt er. „Aber dass wir so gut starten, hat mich schon ein bisschen überrascht.“

Goalgetter aus Färöer

Denn nicht viel hatte auf einen Blitzstart hingedeutet. Zehn Spieler hat der Verein im Sommer verloren, darunter Kapitän Matthias Wurm, Defensivstütze Patrick Puchegger und Allrounder Christian Lichtenberger. „Dass der Umbruch so groß sein würde, habe ich nicht geahnt“, sagt Fallmann. „Wir haben im Sommer sehr viel tun müssen.“ Nicht nur auf dem Transfermarkt. Der neue Trainer implementierte ein anderes Spielsystem: Statt im 4-2-3-1 lässt Fallmann wieder in seinem gewohnten 4-4-2 spielen.

Die größte Verstärkung ist Frederiksen – er ist 2,02 Meter groß. Die letzte Saison absolvierte er beim finnischen Zweitligsten Musan Salama, davor pendelte er zwischen dänischen Teams und der Liga seiner Heimat, den Färöer. In Amstetten stand er schon lange auf dem Zettel der Scouts. Von einer Verpflichtung sahen die Niederösterreicher jedoch ab, bis Fallmann kam. Er suchte noch eine zweite Sturmspitze. „Ich habe mir John noch einmal angeschaut und mir gedacht, dass er uns helfen kann“, sagt er. Fallmann, der nicht nur Trainer sondern auch sportlicher Leiter ist, lud den 25-Jährigen zum Probetraining ein – und wurde überzeugt. Es habe nicht nur zwischenmenschlich, sondern auch auf dem Feld gepasst. „Er ist nicht nur groß, er versteht das Spiel auch sehr gut. Das tut nicht jeder Spieler.“ Die Freilaufbewegung vor dem 3:0 gegen die Vorwärts unterstreicht Fallmanns Worte.

Auch die anderen Neuverpflichtungen funktionieren. Bojan Mustecic kam aus Steyr und ist im Mittelfeld gesetzt, der Ex-GAKler Peter Tschernegg schließt im Mittelfeld jene Lücke, die Matthias Wurm hinterlassen hat, und Philipp Schellnegger traf bei seinem ersten Ligaspiel für die Amstettner gegen Dornbirn – es war das 6:0. Immer wieder überforderten sie die Vorarlberger mit schnellem Umschaltspiel, Wale Musa Alli entlief der Dornbirner Defensive ein ums andere Mal.

Keine Wissenschaft

Es sind nicht nur die Neuverpflichtungen, die gute Leistungen zeigen. Zehner Roman zaubert positionsunabhängig, die von den Innenverteidigern Marco Stark und Sebastian Dirnberger organisierte Hintermannschaft hat erst ein Gegentor zugelassen. Und dann ist da noch David Peham. Der 29-Jährige ist nicht nur neuer Kapitän, seit mittlerweile drei Jahren ist er Torschütze vom Dienst. Auch heuer hat er schon zweimal getroffen, im Spiel gegen die Vorwärts musste er allerdings wegen einer Rissquetschwunde pausieren. Dass die Amstettner den Steyrern trotzdem drei Tore machten, spricht für die Mannschaft und Fallmanns System. Im Vorjahr hatte die SKU nur 38 Tore erzielt, 17 davon machte Peham.

Dennoch haben die Niederösterreicher nicht alle Fragezeichen beseitigt. „Es gibt noch immer Leute, die unsere Leistungen in ein falsches Licht rücken“, sagt Trainer Fallmann. „Dann heißt es, unsere Gegner waren nicht gut.“ Es ist ein Einwand, der sich nicht ganz von der Hand weisen lässt. Weder Dornbirn noch die Vorwärts haben in dieser Saison gepunktet, der FAC liegt mit vier Zählern nur auf dem zehnten Platz.

In den nächsten drei Partien hat die SKU Gegner mit einem anderen Format vor der Brust. Heute müssen sie zum FC Liefering, in einer Woche kommt der SV Licht-Loidl Lafnitz ins Mostviertel und am 29. August wartet in der Sonntagsmatinee Aufstiegsaspirant Wacker Innsbruck. „Uns ist bewusst, was da auf uns zukommt“, sagt Fallmann. „Aber wir wollen unser Spiel machen.“ Dass sie wissen, wie das geht, haben sie in ihren ersten Partien gezeigt. Der Trainer will aus der Stärke seines Teams weder ein Geheimnis noch eine Wissenschaft machen. „Wir haben abschlussstarke Stürmer“, sagt er. „Wir müssen sie nur in Szene setzen.“