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30. Juli 2021

Local Heroes

Daniel Gremsl weiß es noch ganz genau, aus dem Stand kann er die Eckdaten aufzählen: Es war im November 2017, als er zur Pause gegen die WSG Wattens in die Partie kam. Der TSV Hartberg, für den Gremsl damals noch spielte, lag 0:1 im Rückstand. Es dauerte gerade einmal 48 Sekunden, bis sich das änderte. Mit seinem rechten Fuß glich Gremsl aus. In der 71. Minute machte er dann alles klar, der Mittelfeldspieler traf zum 4:1. „Sicher kann ich mich noch daran erinnern“, sagt er. „Ein Tor ist immer etwas Besonderes, ein Doppelpack umso mehr.“ Es war damals der erste für ihn in der 2. Liga – und bis vergangenen Freitag auch der einzige.

Denn da hat es Gremsl wieder getan – mittlerweile im Dress des SV Lafnitz. Seine zwei Tore ebneten den Weg zum 4:2-Sieg bei den FC Juniors OÖ in Pasching, einen weiteren Treffer legte der Steirer auf. Mit dem deutlichen Sieg macht die Mannschaft dort weiter, wo sie in der vergangenen Saison aufgehört hat. Auch heuer wird mit ihr im Spitzenfeld der ADMIRAL 2. Liga zu rechnen sein.

Ostdeutsches Intermezzo

Der Weg dorthin war für Gremsl eine Rückkehr in die Heimat. In Hartberg geboren, begann der 28-Jährige schon mit sieben beim damaligen Regionalligisten TSV zu kicken. 2006 wechselte er für eine Saison zum GAK, ansonsten durchlief er alle Nachwuchsmannschaften in der Oststeiermark – und schaffte den Sprung in die Kampfmannschaft. Am 20. August 2010 debütierte er gegen den SV Grödig bei den Profis, die da schon in die zweithöchste Spielklasse aufgestiegen waren. „Ich kenne den Verein in- und auswendig“, sagt Gremsl. „Ich habe dort meine prägenden Jahre verbracht.“

Bis 2017 blieb Gremsl in Hartberg. Doch gerade, als sich der Klub anschickte, mit Trainer Christian Ilzer den Sprung ganz nach oben zu schaffen, wechselte der Rechtsfuß. „Ich habe damals die Möglichkeit gehabt, ins Ausland zu gehen“, sagt er. „Mein ganzes Umfeld hat mir gesagt, ich soll sie nutzen.“ Also ging Gremsl zum FSV Zwickau in die dritte deutsche Liga. 700 Kilometer ist das von seinem Zuhause entfernt, aber die Erfahrung habe dennoch einen festen Platz in seinem Gedächtnis, erzählt er, ehe er zum Schwärmen beginnt – vom ersten Training vor knapp 1.000 Zusehern, den vollen Stadien und den lauten Gesänge in ostdeutschen Städten. Die Gegner trugen Namen wie Hansa Rostock, 1. FC Kaiserslautern und Karlsruher SC.

Doch der Aufenthalt in Sachsen blieb ein Intermezzo. Als die Zwickauer im Sommer 2018 den Trainer wechselten, verlor Gremsl nicht nur sein Stammleiberl, sondern gleich den Platz im Kader. „So gut es mir in Deutschland gefallen hat, nach einem halben Jahr, in dem ich fast nie gespielt habe, hat es mir gereicht“, sagt er. „Ich habe damals gemerkt, wie wichtig es ist, einen Trainer zu haben, der wirklich an dich glaubt.“

Lokalkolorit

Den fand er zunächst in Amstetten mit Jochen Fallmann – und dann noch näher an seiner Geburtsstadt. Seit Sommer 2020 kickt Gremsl in Lafnitz, zehn Minuten fährt er aus Hartberg zum Training. Aber es ist mehr als die Nähe zur Heimat, die Gremsl groß aufspielen lässt, die Mannschaft funktioniert als Kollektiv – und wurde in der Vorsaison Herbstmeister. Und auch wenn Gremsl da kein Doppelpack gelang, legte er Tore wie am Fließband auf. Alleine beim 8:0 gegen den FC Dornbirn im vergangenen April gelangen ihm vier Assists, in der ganzen Saison waren es elf – er war damit einer der besten Vorbereiter der Liga. „Das Gesamtpaket passt einfach“, sagt Gremsl, der es mittlerweile auf 178 Einsätze in der 2. Liga bringt. „Das Umfeld ist sehr familiär, der Trainer ist ein Fachmann und einige Spieler sind Freunde von früher.“ Mit Stefan Gölles und Philipp Siegl kickte er schon früher in Hartberg, auch Trainer Philipp Semlic kennt er von damals. Er coachte dort früher Nachwuchsteams und war später Co-Trainer.

Doch die Lafnitzer sind weit mehr als nur der kleine Bruder des benachbarten Bundesligisten, sie sind selbst eine lokale Größe geworden. Einige Spieler wie Patrick Bürger und Kapitän Andreas Zingl kamen aus dem benachbarten Burgenland, andere Routiniers wie Georg Grasser und Christoph Gschiel entstammen dem Nachwuchs des GAK. Der Kern der Mannschaft blieb im Sommer unangetastet, mit Juniors-Leihgabe Nicolas Meister und Defensiv-Allrounder Florian Sittsam verstärkten sich die Blau-Gelben punktuell. Ein Umstand, der ihr helfen kann, glaubt Gremsl. Sein Ziel ist eindeutig: „Als Sportler wollen wir natürlich immer besser werden. Wir wollen den Leuten zeigen, dass die Saison im Vorjahr keine Eintagsfliege war.“

Dafür ist der Saisonstart entscheidend. Einen Fehlstart, so viel ist jetzt schon klar, hat die Mannschaft nicht hingelegt. Vor dem 4:2 in Pasching warf sie den Regionalligisten FCM Traiskirchen mit 3:0 aus dem Cup. Heute wartet beim Heimdebüt mit der Lustenauer Austria ein Team, das sich in der Tabelle ebenso nach oben orientieren will und in der ersten Runde ebenso drei Punkte geholt hat. Gremsl sagt: „Wenn wir die Partie auch noch gewinnen, ist das schon ein kleines Statement. Wir werden alles daran setzen, dass uns das gelingt.“