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11. Apr. 2022

Eine Herzenssache fr Raphael

Drama und Triumph liegen bei Wacker Innsbruck nahe beieinander. Der Weg von Raphael Gallé ist bezeichnend dafür. Als Bub sträubt sich der heute 22-Jährige zuerst, seinen Vater auf den Tivoli zu begleiten. Dann erlebt er bei seinem ersten Besuch gleich einen 4:0-Sieg gegen Rapid direkt nach der Bundesliga-Rückkehr 2010 im randgefüllten Stadion – und ist mit dem Wacker-Virus infiziert. „Das war extrem prägend. Seitdem ist es mein Traum, eine ähnliche Begeisterung hier auszulösen.“ Doch mit 16 wird bei ihm ein Long-QT-Syndrom am Herzen diagnostiziert. Obwohl ihm Spezialisten mitteilen, dass die minimale Abweichung in seinem Fall kein Problem ist, hat Gallé ein halbes Jahr Sportverbot – bis ihm endlich ein Arzt eine Erlaubnis unterzeichnet. „Sonst hätte ich bis zu meiner Volljährigkeit nicht spielen können.“

So aber kommt er schon mit 17 zu seinem Debüt. Auch das läuft verrückt. Nach sechs Minuten muss Ante Roguljic mit einer Gehirnerschütterung raus. Karl Daxbacher will Jürgen Säumel bringen, doch der winkt ab: „Hau einen Jungen rein.“ Raphael kriegt seine Chance und spielt gut. Doch in der Aufstiegssaison kommt er nicht zum Zug. Erst nach einem Jahr in der zweiten Mannschaft und dem Abstieg der Innsbrucker ist Gallé 2019/20 eine Top-Stammkraft – und stürmt mit dem blutjungen Team sensationell bis ins Cuphalbfinale.

Die letzte Saison verläuft wieder bitter. Raphael spielt jede Partie durch bis ihn ein Muskelfaserriss ein halbes Jahr ausknockt: „Meine erste Muskelverletzung. Ich habe zu früh wieder begonnen und bin doppelt so lange ausgefallen.“

In der letzten Runde kommt er beim 0:1, durch das man den Aufstieg verpasst, die letzte Viertelstunde ins Spiel, kann das Ruder nicht herumreißen. „Wir haben nicht die Ruhe bewahrt.“ Eine bittere Lektion. Nach dem verpatzten Herbst will man jetzt neu angreifen: „Der Aufstieg ist unrealistisch. Aber wir wollen wieder mehr Intensität auf den Platz bringen.“ Dazu hat sich der Klub mit einer neuen Führungsriege und Neo-Coach Michael Oenning den x-ten Relaunch verpasst. Ausblenden kann Gallé diese Turbulenzen nicht: „Dafür liegt mir der Verein zu sehr am Herzen. Aber ich hoffe, dass dieser Neustart eine Befreiung ist und uns der Wind wieder in den Rücken bläst.“