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08. Apr. 2019

Ein Dorfverein, aber nachhaltig

2.634 Einwohner zählt man in Rohrbach an der Lafnitz, hier im äußersten Nordosten der Steiermark. Der örtliche Fußballverein hat vor nicht allzu langer Zeit ein neues Prachtstück von einem Stadion bekommen. Kleine Tribüne, Hauptspielfeld mit Rasen, Kunstrasenplatz fürs Training. Mit der Kampfmannschaft wird in der Oberliga Süd-Ost gespielt, das ist die fünfthöchste Spielklasse. In der Mannschaft kicken auch ein paar Rohrbacher, das ist für die Identifikation in der Region immer von großer Bedeutung.

„Das passt sehr gut für uns“, sagt Robert Reiterer auch deshalb. Er ist Vize-Obmann des Vereins und schaltet das Flutlicht am Trainingsplatz ein. Es ist ein kalter Abend Mitte Jänner, aber es sind nicht die Rohrbacher, die den Platz betreten. Die komplette Garnitur der ersten und zweiten Mannschaft des Nachbarorts ist hier bald mitten in der Vorbereitung auf die Frühjahrssaison. Und die haben sportlich noch mehr drauf: Es sind die Mannen des SV Licht-Loidl Lafnitz.

Es wurde Licht

„Der SV Lafnitz“, erzählt Helmut Burghard, „das wäre heute noch ein Verein wie Rohrbach. Aber dann kam Obmann Bernhard Loidl.“ Burghard muss es wissen. Vor wenigen Monaten erst ist er nach 26 Jahren als Schriftführer des Vereins zurückgetreten. Fan ist er immer noch. „Ich bin jedes Spiel dabei. Früher bin ich ja sogar einmal Rohrbach-Fan gewesen, als es den SV Lafnitz noch nicht gab“, lacht er. 1965 wurde der heutige 2. Liga-Klub gegründet. Schon wenige Monate später war Licht Loidl Sponsor. Allerdings anders als heute. 2009 machte Bernhard Loidl ernst und baute das Sponsoring aus, das schon zu Zeiten bestand, als noch sein Vater Alois die Geschäfte der Firma leitete und weit davon entfernt war, wie heute 475 Mitarbeiter zu beschäftigen und größter Arbeitgeber der Region zu sein.

„Wir sind ein Dorfverein. Die Bundesliga ist nichts für uns“, so Lafnitz-Obmann Bernhard Loidl.

„Meine Überzeugung war immer, dass man im sportlichen Wettkampf auch gewinnen will. Das hat sich von der 1. Klasse bis heute zur 2. Liga nicht verändert.“ Aber eine Einschränkung, die gibt es schon. Und die betont Loidl in diesem Gespräch nicht zum ersten Mal. „Wir sind ein Dorfverein. Die Bundesliga ist nichts für uns.“

Wechselspiele

Verstecken muss sich sein Klub allerdings ganz und gar nicht. Die Truppe von Trainer Ferdinand Feldhofer konnte sich schnell auf die Liga einstellen und landete am Ende der Herbstsaison im sicheren Mittelfeld. „Ich glaube, wir können zufrieden sein. Auch wenn wir eigentlich noch mehr Punkte machen hätten können. Aber das ist ja immer so“, sagt Loidl. Dass sein Verein so gut in der zweithöchsten Spielklasse mithalten kann, mache ihn natürlich stolz. Dass der Erfolg Begehrlichkeiten am Spielersektor weckt, sei Teil des Geschäfts. „Ich habe gestern erst mit Alfred Hörtnagl telefoniert und ihm klar zu verstehen geben: Auch meine Spieler müssen etwas kosten“, sagt er. Nur wenige Tage, nachdem er diese Sätze spricht, wird bekannt, dass Johannes Handl und Christian Klem von Lafnitz nach Innsbruck in die Bundesliga übersiedeln. „Natürlich wäre mir lieber, alle würden bei uns bleiben. Aber Spieler zu entwickeln und verkaufen, ist das, was wir hier in erster Linie tun können.“ Loidl ist wichtig, dass Burschen aus der Region beim SV Lafnitz spielen. Auf ein Trainingslager ging es diesen Winter allerdings nicht. Investiert wurde in einem anderen Bereich. „Der Wunsch des Betreuerteams war eine Verbesserung in der medizinischen Versorgung, also haben wir einen eigenen Behandlungsraum eingerichtet.“ Und noch etwas war Loidl wichtig. In der 2. Liga wird im Unterschied zur Regionalliga die Qualität der Fußballplätze bewertet. „Wir wollten auch in diesem Bereich besser werden.“ Also hat der SV Lafnitz jetzt einen Greenkeeper. Und hochwertigste Geräte zur Rasenpflege. „Wir können uns ja nicht alles leisten und haben uns diesen Winter für Zukunftsinvestitionen in der Infrastruktur entschieden. Davon haben wir länger etwas.“ Der SV Lafnitz ist eben keiner dieser Dorfvereine, wo die gesamten Erlöse aus Transfers oder Österreichertopf in neue Kicker fließen.

Auch am Spielersektor blieb man der Linie treu. Möglichst Spieler aus der näheren Umgebung holen und sonst den einen oder anderen Akteur, der sich bei den Lafnitzern entwickeln kann. Mit Gabriele Piras (Sturm Amateure) kam ein talentierter Verteidiger, mit Barnabas Varga (Mattersburg) ein Stürmer mit Bundesligaerfahrung. Der Königstransfer hätte Milislav Popovic sein können. Ein Deutschland-erprobter Australier, der schon im U21-Team stürmte. „Der hat super angezogen im Training, hat der Trainer gesagt“, weiß Loidl zu berichten. „Aber gerade haben wir die Diagnose erhalten. Er hat sich im Training verletzt. Alles kaputt im Knie, den sehen wir im Frühjahr leider nicht. So etwas tut uns sehr weh.“

Erfolgsregion Oststeiermark

Dafür sehen die Lafnitzer Fans gleich zum Auftakt das Duell mit Ligakrösus Wattens. Etwa 800 Zuschauer kamen im Herbst im Schnitt zu den Heimspielen des SV Lafnitz. „Das ist gut. Aber ich hätte mir fast etwas mehr erwartet“, sagt Loidl. Warum es nicht mehr waren? Er hat eine Vermutung.  Der Erfolg des nur wenige Kilometer entfernt groß aufspielenden Bundes-
ligisten TSV Hartberg sei eine schöne Sache für die Region, aber koste den einen oder anderen Fan. Die durchschnittlich 800 Stadionbesucher sind für einen Ort der Größe von Lafnitz allerdings immer noch mehr als beachtlich. Gerade einmal 1.451 Einwohner zählt die Gemeinde. Damit pilgert im Schnitt jeder zweite Ortsbewohner in die schmucke Fußballarena Lafnitz.  Außerdem gibt es ja noch weitere Konkurrenz. Nur wenige hundert Meter entfernt. Zum Beispiel durch den SV Rohrbach. Wobei, Konkurrenz? Die Rohrbacher und die Lafnitzer machen mit der Spielgemeinschaft Lafnitztal gemeinsame Sache im Jugendbereich. Sonst würde sich das mit den Geburtenraten der Region in den Jugendteams nicht ausgehen.

Blickt man eigentlich neidisch auf die Nachbarn und Trainingsgäste? „Nein, gar nicht“, sagt Robert Reiterer, der Vize-Obmann der Rohrbacher, überzeugend. „Wir gönnen es ihnen. Und freuen uns mit. Außerdem: Wenn einer bei ihnen zu schwach ist, kommt er zu uns und ist für uns ein super Kicker.“ Reiterer war übrigens auch selbst mal aktiv. Als Torhüter. Debüt mit 16 Jahren. Aber warum das interessant ist? Wegen seines Karriereendes. Das feierte er nämlich erst mit 49 Jahren. Dieser äußerste Osten der Steiermark und seine Fußballer: Immer für eine Geschichte gut.

Von Peter K. Wagner

Dieser Artikel ist im offiziellen Journal der 2. Liga erschienen – erhältlich bei allen Klubs der 2. Liga.