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04. März 2019

Die spannende Wundertte

Erfahrene Profis mit einigen Bundesligaspielen in den Beinen und talentierte Amateure, die vor dem Durchbruch stehen. Schon am Spielersektor tummeln sich allerhand Charaktere in der 2. Liga. Betrachtet man die Vereine selbst, ist das nicht anders. Da die Teams, die noch vor kurzem in der Tipico Bundesliga gespielt haben und es möglichst bald wieder tun möchten, dort die Klubs, die aus der Regionalliga kommend das Abenteuer einer gesamtösterreichischen zweithöchsten Spielklasse bestreiten.

Klar verteilte Rollen, könnte man meinen. Zumindest am Anfang der Saison. Der Herbst hat uns gelehrt: In der neuen 2. Liga geht es eng zu. Ein dichtes Mittelfeld präsentiert sich dem Beobachter ebenso wie eine Meisterschaft, bei der sich innerhalb weniger Runden die Tabellensituation komplett drehen kann. Und die Überraschungen blieben auch nicht aus.

Lafnitzer Lauf

Bestes Beispiel: der SV Licht Loidl Lafnitz. Der Klub aus der kleinen Gemeinde im Nordosten der Steiermark freute sich auf die Herausforderung 2. Liga
und den großen Schritt Richtung Profifußball, war sich seiner Rolle aber be-
wusst. Der Auftakt auswärts gegen WSG Swarovski Wattens verlief bitter. 1:6 stand am Ende auf der Anzeigetafel. Doch schon bald passten sich die Lafnitzer an die neue Umgebung an und begannen Punkte zu hamstern. Und nicht nur das. Nach dem 0:2 zuhause gegen den SV Horn in Runde 4 verloren die Lafnitzer kein Spiel mehr, fegten etwa die Kapfenberger gleich mit 5:1 vom Platz und holten sogar einen Punkt gegen die SV Guntamatic Ried. Am Ende der Herbstsaison stand ein respektabler siebenter Platz. „Es war toll, wie die Mannschaft die schwierige Situation zu Saisonstart gemeistert hat“, ist Trainer Ferdinand Feldhofer zufrieden. „Wir sind jetzt dort, wo wir hingehören.“

Während sich Lafnitz Anfang der Saison schwer tat und immer besser in Schuss kam, lief es bei einem anderen Aufsteiger aus der Regionalliga genau umgekehrt. Der SKU Ertl-Glas Amstetten zeigte die ersten Spiele mit guten Ergebnissen auf. Gerade auswärts präsentierte man sich mit Siegen beim FC Blau Weiß Linz und Vorwärts Steyr stark. Auch gegen die SV Guntamatic Ried holte man in Runde fünf zuhause ein verdientes Unentschieden. Doch dann stockte der Motor. Der letzte Punktgewinn gelang im Oktober, beim Unentschieden gegen SK Austria Klagenfurt. Und das, obwohl man zwischenzeitlich sogar der beste Aufsteiger war. „Wir haben relativ schnell reingefunden und haben es geschafft, den Schwung aus der erfolgreichen Regionalliga-Saison mitzunehmen“, sagt SKU-Teamchef Robert Weinstabl.

Amstettens Ambitionen

Auch Gründe für die schwierige Situation im letzten Herbstdrittel hat man vereinsintern ausgemacht. „Einige Leistungsträger haben sich verletzt, das eine oder andere Spiel haben wir nicht vorzeitig entschieden – da ergeben sich schnell Blockaden im Kopf“, erklärt Cheftrainer Peter Zeitlhofer. „Zudem arbeiten wir weiterhin mit vielen Spielern aus der Regionalliga und sind unserem Mostviertler Weg treu geblieben. Die Intensität ist aber höher als im Vorjahr, das ist eine Umstellung.“ Von der Liga im Gesamten ist der SKU Amstetten mehr als überzeugt. „Es macht viel Spaß, uns als Trainerteam, aber auch der Mannschaft und dem gesamten Verein. Wir sammeln viel Erfahrung, fahren durch ganz Österreich, haben interessante Gegner und sehen tolle Stadien. Es ist ein super Erlebnis, Teil dieser 2. Liga zu sein“, sagt Teamchef Weinstabl. Damit das so bleibt, wurde am Transfermarkt mit Marco Stark (Young Violets), Marcel Pointner (FC Juniors OÖ) und Patrick Puchegger (SKN St. Pölten) aufgerüstet. Das Ziel ist ganz klar, über dem Strich zu bleiben.

Neue Trainer

Ähnliche Ziele haben auch die jüngsten Teams der Liga. Sowohl der FC Wacker Innsbruck II als auch die Young Violets Austria Wien holten im Herbst respektable 18 Punkte. Und stehen damit ebenso klar über dem Strich wie die Tabellennachbarn der FC Juniors OÖ oder der FC Liefering, der schon lange in der zweithöchsten Spielklasse etabliert ist. Mit Andreas Wieland, der auch als sportlicher Leiter der Akademie Linz fungiert, hat der FC Juniors OÖ seit Winter einen neuen Trainer, der vom ebenfalls neuen Teamchef Tobias Schweinsteiger unterstützt wird. Wieland hat den Herbst, in dem Ronald Brunmayr noch das Trainerzepter schwang, genau verfolgt. Der frühere Akademieleiter in St. Pölten outet sich als großer Fan der 2. Liga: „Die neue 2. Liga ist das Optimum für unsere Talente. Deshalb wollen wir auch unbedingt in der Liga bleiben.“

Wieland ist nicht der einzige neue Trainer im Frühjahr. Beim FAC kehrt mit Andreas Heraf ein prominenter Name auf eine österreichische Trainerbank zurück. Auch Horn hat sich mit Kurt Jusits vom SC/ESV Parndorf einen neuen Übungsleiter besorgt. Der Nachfolger von Carsten Jancker soll dem Schlusslicht neues Leben einhauchen. Und hat eine klare Marschroute definiert: „Unser Ziel ist es, den Klassenerhalt zu schaffen.“ Der Güssinger kommt mit der Empfehlung eines Turnarounds ins Waldviertel. Mit einem Punkt übernahm er die Parndorfer im Spätsommer, mit 19 Punkten und auf einem gesicherten Nichtabstiegsplatz gab er das Team wieder ab. Nur fünf Punkte fehlen Horn zum rettenden Ufer.

Alter Hase

Sandro Zakany ist ein alter Hase des österreichischen Fußballs. Die meisten Einsätze sammelte der bundesligaerprobte Klagenfurter in der zweithöchsten Spielklasse. Über 200 Mal lief er in dieser bereits auf. Auch wenn es für seinen Klub SK Austria Klagenfurt im Herbst besser hätte laufen können, ist er vom neuen Format überzeugt. „Aus meiner persönlichen Sicht ist die Liga für uns Spieler super. Ich habe schon einige Jahre in dieser Leistungsstufe hinter mir und kann nur sagen, dass es absolut top ist, gegen jedes Team nur zweimal im Laufe der Saison zu spielen.“ Aber nicht nur der Modus, auch das spielerische Niveau der 16er-Liga überzeugt den Routinier.
„Es sind durchwegs gute Kicker, die am Platz stehen. Es ist eine Ausbildungsliga und ich habe sehr viel Talent gesehen in diesem Herbst.
Der Fußball ist wirklich top.“

Für die Klagenfurter lief der Herbst allerdings nicht nach Wunsch. „Wir hätten mehr erreichen können, aber wir müssen erst zusammenwachsen und ich hoffe, dass wir im Frühjahr mehr Siege einfahren.“

Alles Offen

Ganz oben ist der Kampf um den Aufstieg alles andere als entschieden. WSG Swarovski Wattens ist aktuell in der Pole Position, doch dahinter lauern die Verfolger. Nicht zuletzt die SV Guntamatic Ried, die sich im Winter an der sportlichen Spitze veränderte. Der langjährige Bundesligatrainer Gerald Baumgartner übernimmt sowohl den Posten des Trainers als auch jenen des Sportdirektors im Innviertel. Die 2. Liga macht auf ihn einen guten Eindruck: „Es ist eine interessante Liga entstanden, auch die Amateurteams haben sich schnell an das Tempo und die Robustheit gewöhnt“, sagt er. Und hält auch fest: „In dieser Liga kann wirklich jeder jeden schlagen.“ In diesem Sinne steht einer spannenden Frühjahrssaison nichts im Wege. Und die nächsten Überraschungen sind vorprogrammiert.

Von Peter K. Wagner

Dieser Artikel ist im offiziellen Journal der 2. Liga erschienen – erhältlich bei allen Klubs der 2. Liga.