18. März 2020

Der nchste Rohdiamant
Oberzeiring, ein kleines Dorf in der Obersteiermark, rückte vergangenen Herbst kurz in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Es wurde nämlich bekannt, dass Kanadier an diesem Ort wieder nach Edelmetallen schürfen wollen. Ein paar Kilometer weiter westlich liegt Kapfenberg. Mehr Stahl- als Edelmetallstadt. Und doch wird auch dort in regelmäßigen Abständen Wertvolles entdeckt: junge Fußballer aus der Talenteschmied des KSV 1919, die aufgrund ihres Talents gemeinhin gerne als Rohdiamanten bezeichnet werden.
Der neueste Vertreter hört auf den Namen Marvin Hernaus. 19 Jahre jung, Mittelstürmer. Sein Debüt in der 2. Liga feierte er bereits in der Vorsaison, am 16. April 2019 gegen Blau Weiß Linz. Doch seit der 8. Runde der aktuellen Saison machte Hernaus richtig von sich reden. Gleich bei seinem ersten Saisoneinsatz gegen Amstetten leistete er den Assist zum Ausgleich der Kapfenberger. Am 11. Spieltag folgte im Duell mit dem GAK das erste Ligator. Aber warum schaffen es so viele junge Talente bei Kapfenberg? „Wir haben eine sehr gute Jugendarbeit und traditionell bekommen junge Spieler wie ich früh die Chance, ganz oben mitzuspielen“, sagt Hernaus. Wie so viele der Ex-Kapfenberger, die heute bei Red Bull Salzburg (Albert Vallci), LASK (Dominik Frieser, Thomas Sabitzer) oder Schalke 04 (Michael Gregoritsch) für Furore sorgen, ging Hernaus den Kapfenberger Weg. Das heißt: Statt in einer Jugendliga spielte er schon mit 15 Jahren gegen Erwachsene bei der dritten Mannschaft der Kapfenberger, mit 17 folgte der erste Einsatz bei der zweiten Mannschaft – und als er im Herbst in der 2. Liga aufzeigte, war er gerade einmal 18.
Auf sein erstes Tor gegen den GAK folgten in den beiden darauffolgenden Runden drei weitere Treffer. Und noch ein Assist beim Heimsieg gegen Steyr in Runde 15. Neun Spiele, vier Tore, zwei Assists. „Ich bin ein bisschen in einen Lauf gekommen, ja“, sagt er bodenständig. „Aber im Frühjahr wird es vor allem wichtig sein, dass wir mehr Punkte machen und die Liga halten. Das ist unser großes Ziel.“ Und das persönliche? „Stammspieler werden, wäre schön.“ Gar nicht so einfach, ist Hernaus doch noch bis Ende Juni Zivildiener in einem heilpädagogischen Kindergarten, da fehlt manchmal Zeit zum Trainieren. Aber spätestens in der neuen Saison will er dann richtig durchstarten. Und dann könnte aus einem weiteren Kapfenberger Rohdiamant der nächste gestandene Profi aus der Talenteschmiede der Falken werden.
Von Peter K. Wagner
Dieser Artikel ist im offiziellen Journal der 2. Liga erschienen – erhältlich bei allen Klubs der 2. Liga.