07. Apr. 2022

Der ewige Zweitligakicker
FAC-Kapitän Mirnes Becirovic verbrachte fast sein gesamtes Fußballerleben in der ADMIRAL 2. Liga. Jetzt kämpft er mit seinem Klub um ein spätes Upgrade.
Mirnes Becirovic hat am FAC-Platz schon viele kommen und gehen sehen. Der gebürtige Jugoslawe kickte hier schon mit dem sechsfachen Teamtorhüter Alexander Schlager, Schalke-Legionär Martin Fraisl und Rapids einstigem Skandaltransfer Maximilian Entrup. Sie alle spielen längst nicht mehr in Floridsdorf – Becirovic schon. Der 33-Jährige ist Kapitän und mit 169 Einsätzen Rekordspieler des Floridsdorfer Athletiksport-Clubs. Seit 2016 spielt er für den Verein, gemessen an der durchschnittlichen Verweildauer beim FAC eine halbe Ewigkeit. „Wir sind ein Ausbildungsverein und haben traditionell eine hohe Fluktuation im Kader. Fast jedes Jahr gehen gefühlt zehn Spieler und zehn neue kommen“ sagt der Verteidiger im Gespräch mit 2liga.at. Ein eingespieltes Team konnte so nur schwer entstehen. Seine ersten fünf Spielzeiten beim FAC schloss er immer in der unteren Tabellenhälfte ab.
Plötzlich Aufstiegsaspirant
Heuer ist alles anders. Acht Spieltage vor Schluss liegen die Floridsdorfer nur einen Punkt hinter der Lustenauer Austria auf Platz zwei, die Saison ist jetzt schon die beste seit dem Abstieg in die Staatsliga B 1954. Die Chancen, dass der FAC nächstes Jahr erstmals seit Bestehen der Bundesliga erstklassig spielt, stehen so gut wie nie. Sucht man nach den Gründen für die überraschende Erfolgswelle, muss man den Blick ziemlich genau ein Jahr in die Vergangenheit richten.
Damals übernahm mit Mitja Mörec ein neuer Trainer in Floridsdorf, als der FAC nach 23 Spieltagen auf dem drittletzten Tabellenplatz lag. Der Slowene hauchte im Gespann mit Co-Trainer Aleksandar Gitsov der Mannschaft neues Leben ein und feierte in den letzten acht Spielen vier der insgesamt zehn Saisonsiege. „Das Trainerteam hatte von Anfang an einen Plan. Die Zielsetzung für die aktuelle Saison war schon, nicht in der unteren Tabellenregion zu landen“ sagt Becirovic. „Dass es so ein Ausmaß annimmt, hat aber keiner erwartet.“
Unter Mörec und Gitsov spielte sich die Mannschaft im Herbst in einen Flow. Die letzte Niederlage liegt 13 Spiele zurück und datiert vom 2. Oktober 2021, seitdem feierte das Team zehn Siege. „Das alles ist das Ergebnis harter Arbeit und unseres Teamspirits“ sagt Becirovic. „Wir sind eine echte Einheit und pushen uns gegenseitig.“ Besonders heraus ragt die Abwehrleistung. Seit Beginn der Ungeschlagen-Serie hat man nur fünf Gegentreffer kassiert. Becirovic hat daran als Rechtsverteidiger maßgeblichen Anteil, sieht sich und seine Abwehrkollegen aber nicht als alleinige Väter des Erfolgs. „Alle unsere Vorderleute gehen mit einer extremen Intensität gegen den Ball, das federt einiges ab. Und unser Tormann ist auch nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen.“ Das ist in der Mannschaft ohnehin niemand. Im Kader stehen neben dem angesprochenen Torhüter Lukas Gütlbauer, der für das U21-Nationalteam spielt, mit Elias Felber oder Thomas Komornyik noch weitere junge Kicker, für die die 2. Liga nicht das Ende der Fahnenstange sein wird. Ein wertvolles Gegengewicht sind Spieler mit Bundesligaerfahrung, wie Martin Rasner und Marcus Maier.
Das letzte Puzzleteil
Kapitän Becirovic passt in keines dieser Schemata. Der 33-Jährige ist nicht nur beim FAC ein Urgestein, sondern auch in der 2.Liga. Mit dem SKN Sankt Pölten, der Vienna, Austria Klagenfurt und dem FAC spielte er bis auf einen kurzen Abstecher in die Regionalliga immer zweitklassig. Mit 337 Einsätzen ist er unter den Top-10-Rekordspielern der Liga. Der Sprung in die Bundesliga blieb ihm bisher verwehrt. 2013 führte er nach einer starken Saison bei der Vienna bereits Vertragsverhandlungen mit einem Bundesligisten. „Dort gab es dann aber einen Trainerwechsel, so hat sich das Ganze zerschlagen“, erzählt Becirovic. „Danach hat sich nichts mehr ergeben.“ Er begrub die Hoffnungen auf einen Wechsel in die Bundesliga, legte den Fokus auf sein Studium und stellte die Weichen für die Karriere nach der Karriere. Beim FAC leitet er seit 2017 die sportwissenschaftliche Abteilung, arbeitet außerdem selbstständig als Athletiktrainer und Ernährungsberater. Der Erfolgslauf mit dem FAC könnte die Tür für ein spätes Debüt in Österreichs höchster Spielklasse nun doch noch einmal öffnen. Becirovic möchte sich mit dem Thema noch nicht zu viel beschäftigen: „Bei aller Liebe: Wir sind der FAC. Natürlich ist das Thema Aufstieg präsent, aber wir müssen auf dem Boden bleiben. Es sind noch acht Spiele zu spielen.“ Dass es seinen Reiz hätte, noch einmal regelmäßig vor mehr als 1.000 Zuschauern aufzulaufen, kann Becirovic aber nicht abstreiten. „Ein Bundesligaspiel fehlt mir noch, das wäre die Kirsche auf der Torte.“