06. Sept. 2018

Das Modell Kapfenberg
Es war im Jahr 1997. Der Bundesligist GAK war ein paar Monate im Kapfenberger Stadion zu Gast. Und die heimische KSV war in der obersteirischen Stadt plötzlich nicht mehr so wichtig. Das gefiel Erwin Fuchs gar nicht. Der Unternehmer wurde Obmann des Klubs und ging einen neuen Weg. Das Team setzte auf Spieler aus der Region und eine hochwertige Ausbildung im Nachwuchs. Der Rest ist junge Fußballerfolgsgeschichte. 2002 gelang der Aufstieg in die Erste Liga, seitdem halten sich die Falken in den höchsten beiden Spielklassen – und entwickeln immer wieder Spieler, die als Profis den Durchbruch schaffen. Zuletzt fanden Florian Flecker (Hartberg), Dominik Frieser (LASK) oder Albert Vallci (Innsbruck) über Kapfenberg den Weg in die Bundesliga, auch die Teamspieler Michael Gregoritsch (FC Augsburg) und Deni Alar (Rapid) durchliefen die Ausbildung bei den Obersteirern. Der Grund für diese hohe Erfolgsquote ist ein ganz besonderes Nachwuchskonzept.
„Es gibt in Kapfenberg schon lange das Nachwuchsmodell der Stadtgemeinde, in dem auch Basketballspieler und früher Eishockeyspieler schulisch und sportlich ausgebildet werden“, sagt Erwin Fuchs. Da es in der Steiermark aber nur eine Fußballakademie in Graz geben darf, musste man einen anderen Weg finden, um den Kickern einen hochwertigen sportlichen Wettkampf abseits der ÖFB-Jugendligen zu bieten. Und fand ihn im steirischen Klassenfußball. „Unsere Talente können sich schon mit 15 Jahren im Erwachsenenfußball beweisen“, erklärt Erwin Fuchs. Die zweite Mannschaft spielt in der steirischen Landesliga (vierthöchste Spielklasse) und das dritte Team wurde Vizemeister in der Unterliga. Wie gut die jungen Kapfenberger sind, zeigt sich in Spielen mit den Akademieteams. Von insgesamt 17 Nachwuchsmannschaften spielen drei U17 Teams in der Steirischen Leistungsklasse und erstmals in der Geschichte gelang es in dieser Saison den Meister und den Vizemeister punktgleich zu stellen. Auch in einem eigenen internationalen Bewerb mit Teams aus Ungarn, Slowenien oder Italien ist man sehr erfolgreich. Was in Kapfenberg noch dazu kommt, ist die gute Infrastruktur. „Man merkt, der Stadt ist der Sport wichtig und davon profitieren wir als Verein ungemein.“ Und solange das so bleibt – und nicht wieder plötzlich ein Bundesligateam wie einst der GAK Dauergast ist –, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Michael Gregoritsch von Kapfenberg aus die Fußballwelt erobert.
Von Peter K. Wagner
Dieser Artikel ist im offiziellen Journal der 2. Liga erschienen – erhältlich bei allen Klubs der 2. Liga.