Zur Navigation springenZur Suche springenZum Hauptinhalt springenZum Footer springen

13. März 2020

Achterbahnfahrt der Turnarounds

Ein fast perfekter Herbst. Bis auf Anfang und Ende. Der SK Austria Klagenfurt war von der 4. bis zur 15. Runde Tabellenführer. Und damit neben der KSV 1919, der von Runde 7 weg den letzten Tabellenplatz einnahm, die konstanteste Truppe im Laufe des 2. Liga-Herbst. Und damit waren die Steirer und Kärntner eine regelrechte Ausnahme. Bei den meisten anderen Teams glich die Hinrunde einer Achterbahnfahrt. Bestes Beispiel? Der Grazer AK 1902. Der steirische Traditionsverein, dem diesen Sommer die viel umjubelte Rückkehr in die Bundesliga gelang, schien Anfang der Saison genau dort weiterzumachen, wofür man in der jüngeren Vergangenheit und seit Neustart in der untersten Spielklasse bekannt war: Tore und Aufstiege am Fließband.

„Uns allen im Verein war eigentlich klar, dass diese unglaubliche Geschichte des GAK in der 2. Liga nicht weitergehen kann und wir im ersten Jahr nicht sofort wieder um den Aufstieg mitspielen werden können“, sagt GAK-Trainer David Preiß. Doch dann eilte man von Sieg zu Sieg und stand plötzlich (fast) ganz oben. Der Turnaround kam erst in Runde 7. „Ich weiß noch, als wir am Freitag vor unserem Innsbruck-Gastspiel im Hotel gemeinsam vor dem Fernseher gesessen sind“, erinnert sich Preiß zurück. „Wir haben das 3:3 zwischen Klagenfurt und Lustenau gesehen. Mit einem Sieg gegen Wacker wären wir Tabellenführer gewesen.“ Doch es kam anders. Das Auswärtsspiel am Tivoli-Neu ging mit 0:2 verloren. Und die Rotjacken mussten nach dem so starken Beginn eine lange Durststrecke hinnehmen, bis sie Ende des Herbstes wieder regelmäßig zu punkten begannen.

Warum es anfangs so gut lief und dann eine Zeitlang weniger? „Wir waren anfangs sicher noch im Aufstiegsflow, es war viel Euphorie da. Irgendwann verlierst du dann wieder ein Spiel und es kehrt der Alltag ein.“ Auch fünf verletzte Stammspieler mit viel Routine wie die bundesligaerprobten Didi Elsneg, Marco Perchtold oder Philipp Wendler waren naturgemäß alles andere als hilfreich. „So viele Ausfälle kann, glaube ich, keine Mannschaft in den zwei höchsten Spielklassen so leicht ersetzen. Außer vielleicht Red Bull Salzburg“, sagt Preiß. Wie jeder Aufsteiger hatte sein Team außerdem auch mit der Anpassung an die neue Liga zu kämpfen. „Es war eine brutale Umstellung für uns. Wir haben doch einige Spieler, die nebenher arbeiten oder studieren und sich nicht 100-prozentig auf Fußball konzentrieren können den ganzen Tag.“

Spannung auf Augenhöhe

Gerade der Saisonverlauf vom GAK, der schließlich als 11. überwinterte zeigt aber auch, was schon im Premierenjahr der neuen 2. Liga mit 16 Vereinen offensichtlich wurde: Es geht verdammt eng zu. Und es kann jeder jeden schlagen. Erst in der letzten Runde der Herbstsaison konnten sich mit SV Guntamatic Ried und der Austria aus Klagenfurt zwei Vereine absetzen. Wie knapp es hergeht, lässt sich auch an einzelnen Spielverläufen illustrieren. David Preiß fällt da sofort die zweite Saisonniederlage ein – das Heimspiel gegen Klagenfurt. „Wir waren 1:0 in Führung, geraten eigentlich durch zwei Halbchancen – zwei Weitschusstore von Philipp Hütter – in Rückstand und sind das ganze Spiel voll auf Augenhöhe. In der 90. Minute vergeben wir durch Dominik Hackinger eine eigentlich 1.000-prozentige Chance zum Ausgleich.“ Ist das Glück? Ist das Pech? „Davon kann man immer sprechen, aber Spiele werden nun einmal tatsächlich von Kleinigkeiten entschieden. Es geht auch um Können und geistige Frische“, weiß Preiß, der auch sagt: „Die Liga ist einfach sehr spannend. Und trotzdem gilt: Unterm Strich setzt sich auf längere Sicht stets Qualität und Dichte des Kaders durch.“ Was das für den GAK in Bezug auf die zweite Saisonhälfte bedeutet? „Die Verletzten sind wieder zurück, auch am Transfermarkt haben wir uns ein bisschen verändert und sind jetzt dank Spielern wie Martin Harrer oder Christoph Nicht noch breiter aufgestellt. Mit diesen Voraussetzungen steht außer Frage: Wir wollen uns im Frühjahr die Punkte zurückholen, die wir im Herbst liegen haben lassen.“

Vorwärts mit Herzblut

Ganz anders lauten die Ziele des SK Vorwärts Steyr. Und da reicht ein schneller Blick auf die bisherigen Saisonergebnisse. Die waren richtig gut. In der Vorsaison war der Klub aus Oberösterreich noch der traditionsreiche Rückkehrer in die Bundesliga. Und musste sich erst auf die neue Situation einstellen. Als Trainer Wilhelm Wahlmüller im April zum Klub stieß, war der Zug Richtung Klassenerhalt eigentlich bereits abgefahren. Aufgrund des Zwangsabstiegs von Wiener Neustadt hielt man doch noch die Klasse. Und wandelte sich im Sommer zur Erfolgsmannschaft. Als erster Verfolger des Spitzenduos verabschiedete sich Vorwärts auf Platz drei in die Winterpause. Ein Ausrufzeichen, dass der Wahlmüller-Truppe nicht viel Experten zugetraut hätten.

Die Gründe dafür waren vielfältig. „Wir haben Spieler gefunden, die zu uns passen und das widerspiegeln, was wir und die Zuschauer gerne sehen“, erklärt Steyr-Trainer Wahlmüller. Und das wäre? „Unbändige Leidenschaft, Wille und Herzblut.“

Einen Akteur hebt der Coach dabei besonders hervor. „Wir leben vom Kollektiv und doch ist Alberto Prada ein besonderer Faktor. Er ist ein richtiger Führungsspieler, der viel Routine hat. Wir haben um ihn herum etwas aufgebaut.“ Auch in der Spielanlage hat sich etwas verändert. „Wir haben ein System entwickelt, das zu den Spielern passt. Bisher ist uns das gut gelungen.“ So gut, dass der Abstand auf den ersten Abstiegsplatz acht Punkte beträgt. Wobei das, wenn man ehrlich ist, gar nicht so viel ist.

Der Eindruck täuscht

Selbst der letzte Kapfenberg ist nur drei Punkte vom 13. Platz und damit vom rettenden Ufer entfernt. Nur ganz nach oben hin ist es etwa für die Kapfenberger ein großer Sprung. Zwischen Winterkönig Ried und den Falken liegen 24 Punkte. Dass aber auch hier der Eindruck der Punkte täuscht, weiß GAK-Trainer David Preiß. „Dass jeder jeden schlagen kann, zeigte für mich nicht zuletzt das direkte Duell von Ried und Kapfenberg“, erinnert er sich zurück. „Kapfenberg hat ein super Spiel gemacht und wirklich nur denkbar unglücklich mit einem Tor Unterschied verloren.“ Und meinte damit das Spiel vom 30. August, als die Wikinger zum bisher einzigen Duell mit den Obersteirern in Kapfenberg zu Gast waren. Am Ende setzte sich die SV Ried knapp mit 3:2 durch.

Der Spieltag der Turnarounds

Warum dieses Spiel noch aus einem anderen Grund interessant ist? So wie für den GAK der 7. Spieltag, wo der Sprung auf den ersten Tabellenplatz verpasst wurde, war der 6. Spieltag sowohl für die Falken als auch für die Wikinger so etwas wie Turnaround der Herbstsaison. Nach der knappen Pleite war Kapfenberg erstmals auf Rang 16. Und konnte den Platz im Tabellenkeller bis zur Winterpause nicht mehr abgeben. Und die Rieder wiederum wurden richtiggehend beflügelt. Bis zur 16. Runde verlor man kein einziges Spiel und spielte gar nur mehr einmal Unentschieden. Es geht eben hin und her in der HPYBET 2. Liga. Und genau das zeigt uns: Wir dürfen uns schon auf die nächsten Achterbahnfahrten im Frühjahr freuen.