Der Traum von der Bundesliga

14. August 2018 in 2. Liga Eine Reihe von Teams hat in der neuen 2. Liga Chancen auf den Aufstieg. Unter den Titelfavoriten finden sich alte Bekannte ebenso wie neue Gesichter. Und eine Wundertüte.

Mittlerweile sollte sich nicht nur in Tirol rumgesprochen haben: Präsidentin Diana Langes verfolgt mit der WSG Swarovski Wattens sehr ehrgeizige Ziele. Für die kommende Saison wurde vom Vorstand der Aufstieg als Ziel ausgegeben. „Das wird sicher nicht leicht. Wir müssen in diese Favoritenrolle noch hineinwachsen“, weiß Manager Stefan Köck.

Das Transferfenster hat man dafür immerhin schon gut genützt. Man ging dabei bewusst auf die Suche nach routinierten Leaderpersönlichkeiten, die durchaus auch etwas anecken sollen. „Wir haben eine intakte Mannschaft, aber es braucht auch Spieler, die auf den Tisch hauen. Das kann nicht immer nur vom Trainer kommen“, setzt Köck diesbezüglich vor allem auf seinen Neuzugang Andi Dober. Auch in Ione Cabrera setzt er große Hoffnungen. Der ausgebuffte Bundesliga-Crack war zuletzt wegen seiner Verletzungsanfälligkeit nicht mehr so hoch im Kurs und fand sich bei der Admira meist nur in der Ersatzrolle. Den Wattens-Sportchef hat er überzeugt: „Er war drei Tage bei uns auf Testtraining und hat sowohl von der Fitness als auch vom Charakter sofort einen starken Eindruck hinterlassen.“ Cabrera hatte sich auf seinen neuen Klub so akribisch vorbereitet, dass er, gerade erst angekommen, schon alle Kaderspieler beim Namen kannte. Das wird auch nötig sein. Denn neben Dober soll er in der Abwehr die Führungsrolle übernehmen.

Auch Kelvin Yeboah, Sohn des berühmten Anthony Yeboah, könnte sich trotz seiner erst 18 Jahre als absoluter Glücksgriff entpuppen. „Er verfügt über einen irrsinnigen Speed. Natürlich wird er mit seinem Alter noch Leistungsschwankungen haben. Aber er hat das Zeug, ein Shooting-Star in dieser Liga zu sein“, ist Köck überzeugt. Dass sich Wattens bewusst als starke Kraft neben Wacker Innsbruck etablieren will, findet er äußerst positiv: „Die Tiroler Derbys kommen beim Publikum super an. Konkurrenz belebt das Geschäft. Und damit gibt es auch wieder mehr Gesprächsstoff an den Stammtischen.“ Umso mehr, wenn die WSG ihren Titelambitionen gerecht werden sollte.

Der alte Favorit

Im Vorjahr galt die SV Guntamatic Ried als großer Aufstiegsfavorit, konnte der Erwartungshaltung nach einem verkorksten Frühjahr aber nicht gerecht werden. Daraus haben die Verantwortlichen gelernt. „Wir haben intern ganz klar festgelegt, dass wir diese Saison nicht mehr um jeden Preis aufsteigen müssen“, erklärt Manager Fränky Schiemer.

Vor allem finanziell hat sich in Ried etwas verändert, die anderen Teams sind den Innviertlern budgetär näher gekommen. „Es ist alles enger zusammengewachsen. Teams wie Austria Lustenau und Blau Weiß Linz sind finanziell nicht mehr weit weg. Andererseits gibt es mit Wattens einen Klub, der es richtig wissen will, wenn man sich die Transfers vor Augen führt“, blickt Schiemer realistisch in
die Zukunft.

Am Spielersektor hat sich im Innviertel erwartungsgemäß viel getan. Mit Chabbi, Gebauer, Fröschl, Durmus, Marcos oder Haring haben einige Stammspieler den Klub verlassen. Viel Qualität konnte aber auch gehalten werden. „Wir haben weiterhin einige Akteure, die sogar ihre Bundesligaqualität bereits unter Beweis gestellt haben“, sagt Schiemer. Und meint damit erfahrene Spieler wie Reifeltshammer, Ziegl, Kerhe oder Schilling. Aber auch hungrige junge Kicker mit viel Qualität wie Grgic, Boateng oder Ammerer. An vorderster Front macht sich Schiemer trotz des Abgangs von Goalgetter Seifedin Chabbi keine Sorgen.

Mit Thomas Mayer – „der hat sich ganz vorne zuletzt sehr wohlgefühlt“ –, Darijo Pecirep, der mit der Empfehlung von 17 Treffer in 23 Ostligaspielen zu Ried wechselte sowie Eigengewächs Stefano Surdanovic und Neuzugang Edrisa Lubega (FAC), sind die Wikinger gut aufgestellt. Auch wenn der Aufstieg nicht mehr passieren muss, glaubt Schiemer angesichts der Kaderqualität an sein Team. „Wir versuchen, ganz vorne dabei zu sein. Das ist mit unserer Mannschaft drin, davon bin ich überzeugt. Wir geben einfach unser Bestes und wenn es mit dem Aufstieg klappt, wäre das schön.“

Der Geheimtipp

Der Aufstieg ist laut Neo-Sportdirektor Christian Werner „definitiv nicht“ das ausgegebene Ziel des SC Austria Lustenau in dieser Saison. „Das wäre vermessen in einer Liga, die wir noch nicht kennen. Die Rolle des Underdogs finden wir für uns weitaus sympathischer. Wobei das auch nichts mit Understatement zu tun hat. Es ist vielmehr eine realistische Einschätzung. Wir können, müssen aber nicht aufsteigen.“ Immerhin hat die grüne Austria im Sommer einen ordentlichen Schnitt gemacht. Namhafte Spieler wie Dossou, Sobkova, Drazan oder Victor sind weg. Der Kader wurde reduziert und verjüngt. „Wir wollten etwas verändern. Dennoch haben wir eine schlagkräftige Mannschaft mit Potenzial, die wir weiterentwickeln möchten“, stellt Trainer Gernot Plassnegger fest. „Die neue 2. Liga ist noch eine große Unbekannte, aber wir wollen das Beste herausholen.“ Allerdings ganz ohne Druck, wie Lustenaus neuer deutscher Sportdirektor Werner anmerkt. „Langfristig ist es natürlich unser Ziel, in die Bundesliga raufzukommen. Aber jetzt wollen wir einmal, dass alles solide heranwächst.“

Für den nötigen Rückhalt soll dabei der neue Tormann Kevin Kunz sorgen, Der 26-jährige 1,90-Meter-Mann kommt von Chemnitz. „Wie unsere anderen Neuen ein absoluter Wunschspieler. Bei uns muss einfach jeder Neuzugang sitzen“, so Werner. Auch den zwei Brasilianern Rocyan (18) und Juninho Barros (22) bescheinigt Werner großes Potenzial. Allerdings müsse man bei den beiden durchaus noch etwas mehr Geduld haben. Aktuell arbeitet das Duo sowohl an seinem Deutsch, als auch daran, in Sachen Zweikampfhärte zuzulegen. Man darf gespannt sein, wo es für die umgebaute Austria Lustenau heuer hingeht.

Die Wundertüte

Was der SC Wiener Neustadt im Vorjahr in weiten Teilen der Saison ablieferte, war nicht nur furios, sondern auch überraschend. Die Niederösterreicher hielten sich die ersten 13 Runden gar an der Tabellenspitze, wiesen schließlich die favorisierten Rieder in die Schranken und erreichten die Bundesligarelegation. Dort zog man gegen den SKN St. Pölten in zwei engen Spielen nur knapp den Kürzeren.

Was man von Neustadt heuer erwarten kann, ist so schwer einzuschätzen wie im Vorjahr. Einige Stammkräfte wie Mally, Rusek, Ljubic, Miesenböck oder Kobald suchten eine neue Herausforderung. Sargon Duran wechselt auf die Trainerbank. Dort wird der 31-Jährige, der sich schon als Aktiver einen Namen als Taktikspezialist machte, Assistent von Gerhard Fellner. Mit Podhorin (Senica), Gölles (Liefering), Cheukoua (Altach) oder Faletar (Schalke II) konnte Sportdirektor Andreas Schicker Qualität dazugewinnen. Brandner, der sich erst gegen Ende der Saison von seinem Kreuzbandriss erholte, konnte fix von Salzburg verpflichtet werden und könnte zu einer wichtigen Stütze werden.

Wer den Weg der Neustädter in den vergangenen Jahren verfolgt hat, der weiß: Den Niederösterreichern ist alles zuzutrauen.

Von Christoph König & Peter K. Wagner

Dieser Artikel ist im offiziellen Journal der 2. Liga erschienen – erhältlich bei allen Klubs der 2. Liga.

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