„Die neue Struktur soll die Liga spannender machen“

6. June 2018 in 2. Liga

Im Sommer 2018 beginnt eine neue Zeitrechnung für die Österreichische Fußball-Bundesliga. Im Interview sprechen die Vorstände Christian Ebenbauer und Reinhard Herovits über bleibende Momente, infrastrukturelle Entwicklungen und Spannung vom Anfang bis zum Schluss.

 

Die Zehnerliga geht nach 25 Jahren in Fußball-Pension. Was bleibt von dieser Ära?

Christian Ebenbauer: Natürlich in erster Linie die Erinnerungen an herausragende sportliche Leistungen. Ich denke da beispielsweise an Austria Salzburg in den 90er-Jahren, den 30. Meistertitel von Rapid, die goldene Zeit von Sturm Graz, den Meisterhattrick des FC Tirol, den Punkterekord der Wiener Austria oder zuletzt die fünf Meistertitel in Folge von Red Bull Salzburg. Auch international haben die Klubs für Furore gesorgt: das UEFA-Cup-Finale von Austria Salzburg im Jahr 1994, Rapid im Finale des Cups der Cupsieger 1996 und heuer Red Bull Salzburg mit dem sensationellen Europa League-Halbfinale – diese Erfolge stehen in den Geschichtsbüchern.

Reinhard Herovits: Neben diesen Triumphen bleiben aus so einer langen Zeit natürlich einzelne Momente besonders im Gedächtnis. Das Kopfballtor von Otto Konrad, das „Nasenreiberl“ von Kühbauer und Ogris oder Alfred Tatar, der über die mathematische Formel des Umfangs doziert. Und natürlich eine Vielzahl an legendären Typen wie Trifon Ivanov, Toni Pfeffer, Ivica Vastic oder Dejan Savicevic.

 

Was erwartet sich die Bundesliga von der neuen Ära?

Ebenbauer: In der Tipico Bundesliga erwarten wir uns Spannung vom Anfang bis zum Schluss. Durch die Einführung des Finaldurchgangs und des Play-offs haben wir gleich drei Entscheidungsphasen pro Saison. In den ersten 22 Runde geht es darum, wer den Sprung in die Meistergruppe schafft, danach in zehn Spielen um den Meistertitel, die internationalen Plätze und gegen den Abstieg und dann folgen noch drei hoch spannende Spiele um den letzten internationalen Startplatz. Die Anzahl der Spiele, in denen es direkt um etwas geht, soll um einiges höher werden.

Herovits: Die neue 2. Liga wird eine Drehscheibenfunktion zwischen dem Profi- und dem Amateurfußball einnehmen. Die Klubs können viel stärker als bisher im Rahmen ihrer Möglichkeiten entscheiden, wie sie ihren Spielbetrieb ausrichten, sie müssen nicht zwingend einen Profibetrieb aufrechterhalten. Das ist eine neue Situation, aber ich bin überzeugt, dass wir eine spannende Mischung an Klubs haben, die diese Liga mit Leben füllen werden.

 

Wie werden die beiden Ligen positioniert?

Ebenbauer: Wir wollen stärker differenzieren. Die Tipico Bundesliga ist das nationale Top-Produkt. Hier sollen hochmoderne Rahmenbedingungen herrschen – sei es im sportlichen Bereich, bei der Infrastruktur oder im gesamten Umfeld. Die Live-Emotion im Stadion, die Identität und die sportlichen Aushängeschilder der Klubs, das sind die wesentlichen Punkte, um die Zuschauer für unseren Fußball zu begeistern. Diese Aspekte wollen wir gemeinsam noch stärker präsentieren.

Herovits: In der 2. Liga wollen wir Fußball pur bieten. Die Klubs sollen authentisch, regional verankert und ambitionierten auftreten, sie sollen das Gesprächsthema in ihrer jeweiligen Region sein. Auch in dieser Liga wird es viele Geschichten zu erzählen geben, deshalb wird diese Liga auch beispielsweise eine eigene Website und ein eigenes Print-Magazin erhalten.

 

Was können sich die Zuschauer in Sachen Infrastruktur erwarten?

Ebenbauer: In den vergangenen Jahren wurde mit der Infrastruktur-Offensive der Grundstein für die zukünftige positive Entwicklung der Klubs und damit der ganzen Liga gelegt. Die Austria wird im Sommer die runderneuerte Generali-Arena eröffnen, Rapid hat seit zwei Jahren das neue Allianz Stadion, in der Grazer Merkur-Arena sind bereits erste Optimierungen vorgenommen worden, in Altach entsteht Schritt für Schritt ein kleines Schmuckkästchen und der LASK plant bekanntlich auch groß. Rasenheizungen sind flächendeckend vorhanden und ab der Saison 2019/20 müssen zudem alle Gästesektoren überdacht sein. Durch diese großen Projekte und kleineren Maßnahmen können wir den Komfort für die Zuschauer Schritt für Schritt erhöhen und wir sind überzeugt, dass sich das mittel- und langfristig auch bezahlt macht.

Herovits: In der 2. Liga braucht es keine UEFA-tauglichen Stadien, aber moderne Sportplätze, die Anzugspunkt für eine ganze Region sind. Neben den Stadien der bestehenden Klubs aus der aktuellen Sky Go Ersten Liga freuen wir uns schon jetzt auf historische Plätze wie Steyr, moderne Stadien wie in Amstetten und rundum renovierte Sportplätze wie in Lafnitz.

 

Was sollen die Fans im Sommer 2019 über das Jahr eins nach der Ligareform sagen?

Ebenbauer: Dass die Meisterentscheidung erst am letzten Spieltag gefallen ist und die neue Struktur die Liga deutlich spannender gemacht hat. Und dass wohl niemand damit gerechnet hätte, dass alle fünf österreichischen Europacupstarter international so gut abschneiden würden.

Herovits: Dass die Mischung aus Profiteams, die nach oben streben, sympathischen Amateurklubs, die die Liga bereichern und Amateurteams von Bundesliga-Klubs, die ihren Talenten eine optimale Ausbildung bieten können, funktioniert und für einige gute Geschichten gesorgt hat.

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